Eskimo Callboy - Bury Me In Vegas

EC-Cover-Bury Me_In_Vegas

Stil (Spielzeit): Metalcore, Pop, Elektro (34:31)
Label/Vertrieb (VÖ): Redfield / Alive (23.03.12)
Bewertung: irgendwie 6 /10

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Im Info werden mir ESKIMO CALLBOY direkt als „polarisierend" verkauft – kein schlechter Schachzug, denn es wird vermutlich eine Menge Menschen geben, die diese Musik mehr als schwachsinnig finden. Und denen den Wind aus den Segeln nehmen, weil man ja hier provozieren will, ist wohl besser, als sich wirklich mit den Texten dieser Band auseinandersetzen zu müssen. Denn da erscheinen dann auf einmal selbst die KASSIERER noch als absolute Literaten.

Ich habe auch kurz überlegt, hier mal Textzitate zu geben, aber das wäre reinste Platzverschwendung. Man stelle sich einfach vor, „Berlin Tag & Nacht" würde sich mit DSDS zusammentun und von YouPorn gecoached werden. Party, Ficken, Saufen, Ficken, Saufen, Party!

Ähnlich herzallerliebst ist auch die Musik. Was sich auf ihrer EP bereits angekündigt hatte, erstrahlt hier jetzt in Gänze – und mit extrem fettem Sound! EC machen eine Mischung aus Metalcore und Screamo und Pop mit vielen elektronischen Elemente und klingen wie eine Mischung aus HIS STATUE FALLS, WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER, SET MY FRIENDS ON FIRE, ASKING ALEXANDRIA und LMFAO und verbinden Breakdowns und Geschrei mit Kleine-Jungs-Refrains mit Effektgeräten auf den Vocals.

Man muss ihnen allerdings lassen, dass sie ziemlich schmissige Songs schreiben, die vor Melodien nur so strotzen. Der Metalanteil wird eigentlich eher gering gehalten und teilweise handelt es sich nur um tiefergestimmte Popsongs, die von Mosh unterbrochen werden und wo die Strophen halt geschrien werden. Kein Klischee ist den Ruhrpöttlern hier zu billig und so klingt das schon irgendwie nach Charts – die Produktion ist wie erwähnt sehr transparent und klingt ziemlich nach dicker Hose. Gut, dadurch erreichen sie natürlich nicht grade Individualität...

Man könnte jetzt lange darüber streiten, in wiefern EC albern sind und ihre Musik dem Hardcore den Gnadenschuss versetzt, aber auf der EP fand ich sie ja selber noch ganz witzig – vor allem, weil sie alles selber gemacht hatten. Das ganze Konzept jetzt auf über einer halben Stunde, mit Label im Hintergrund und 1a-Produktion zu hören, ist definitiv zu viel für mich. Ich denke, für die extrem bunten Kids mit vielen Tunneln, Tattoos und Caps, die immer auf der Suche nach dem Zeitgeist und der nächsten Party sind, könnten ESKIMO CALLBOY hier tatsächlich einige Partyhymnen abliefern. Schließlich ist ein großer Teil dieser Mukke eben Dancefllor.

Für Menschen wie mich wird es weiterhin ein Rätsel bleiben, dass diese Musik für mehr als ein Schmunzeln gut ist. Als Gag finde ich EC nämlich echt ganz nett, mir das aber ernsthaft unter „Metalcore" oder am besten noch „Hardcore" anzusehen, fällt echt schwer. Das ist wie wenn mir The Dome auf RTL2 irgendein Schrott-Pop-Projekt als nächste Punkband verkaufen möchte. Musik für unter 20... Deshalb auch die halbseidene Punktewertung.