Atreyu - Long Live

Atreyu - Long Live
    melodischer Metalcore

    Label: Spinefarm
    VÖ: 18.09.15
    Bewertung:7/10

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Ach du meine Güte ist das lange her, dass ich ATREYU gehört habe. Das war damals noch mit „The Curse“, als Metalcore das neue und spannende Ding war. Soweit ich das damals verfolgt hatte, sind die Jungs danach immer weiter in eine sehr rockige Richtung gegangen, was mich aber nicht sonderlich interessiert hat. Und so waren sie komplett von meinem Radar verschwunden. Und jetzt, nach mehreren Jahren Pause, sind die Amis wieder zurück und legen mit „Long Live“ ein Album vor, welches Metalcore der alten Schule plus breitbeinigen Rock miteinander verbindet. Und bis auf Kleinigkeiten geht das sogar sehr gut.

Aber natürlich geht das mit dem breitbeinigen Rock auch nur, weil sie technisch dazu in der Lage sind. So lassen die Soli zum Beispiel keinerlei Wünsche übrig und der cleane Gesang des Drummers klingt auch einfach irgendwie nach „Stadion“. Und ja, in ein paar Songs ist „Stadion“ grade mal groß genug für ATREYU. „Do You Know Who you are“ ist das Paradebeispiel. Noch dicker hätten es BON JOVI auch nicht hinbekommen. Der Song besteht zum Großteil aus einem einfachen Beat mit Gesang und Geschrei drüber und ab und zu ein wenig Musik drunter. Das ist meiner Meinung nach auch der einzige Song, der am eigenen Größenwahnsinn ein wenig verhungert. Vielleicht hätte man den besser etwas kürzen sollen. Denn ansonsten kommt dieser dicke Hose-Ansatz eigentlich ganz gut – und das, obwohl hier nirgendwo Ironie durchscheint wie z.B. bei Kollegen à la BLESSED BY A BROKEN HEART oder STEEL PANTHER.

Grundsätzlich muss man zwar wissen, ob man mit der dicken Produktion zurecht kommt (wenn bei dem wunderbar schnellen „Live To Labor“ die Strophen wesentlich leiser sind, als der dicke Refrain, ist das schon etwas schade) und ob man das gepresste Geschrei von Sänger Alex Varkatzas mag. Aber ansonsten liefern ATREYU bei ihrem Comeback hier ein Album ab, welches melodischen Metalcore der Nuller-Jahre mit 80er Jahre Rock und Metal verbindet und dabei weder peinlich noch aufgesetzt wirkt. Mit „A Bitter Broken Memory“ kommen sie sogar an die Metalcore-Balladen von AVANGED SEVENFOLD ran.

Die Deathcore- und Djent-Gemeinde wird vermutlich nicht mehr viel damit anfangen können, aber mich haben ATREYU schon ein wenig in der Tasche mit diesem Werk. Totgesagte leben länger! In diesem Sinne: Long live ATREYU.