Clawfinger - Hate Yourself With Style

Review

Stil (Spielzeit): Crossover (39:23)
Label/Vertrieb (VÖ): Nuclear Blast (18.11.05)
Bewertung: 7,5/10
Link: http://www.clawfinger.net

Dem Freund von – nach Meinung vieler – zeitgeistigen Erscheinungen, die allgemein in die – von selbigen Zeitgenossen ungeliebte – Schublade mit der Aufschrift „Nu-Metal“, „Rap-Metal“ oder „Crossover“ fallen, tut bisweilen ein Blick auf die Urgesteine, Mitgründer und Paten der Szene gut: Da hätten wir Wegbereiter wie FAITH NO MORE, stilprägende Elemente wie SUCH A SURGE oder RAGE AGAINST THE MACHINE, aber eben auch weniger, wenn auch nicht un-bekannte Clubmitglieder – wie die (uns als Liebhaber tief gestimmter Gitarren selbstredend wohl bekannten) Skandinavier CLAWFINGER. Ende des Super-Wahljahres 2005 nun erreicht uns der mit „Hate Yourself With Style“ gewohnt liebreizend betitelte jüngste Output des Dreiers. Hätte man zur Papstwahl dem voll besetzten Petersplatz ein Nümmerchen von eben jenem Silberling kredenzt – pure Anarchie wäre wohl die Folge gewesen.

CLAWFINGER nämlich verwöhnen uns vom ersten Ton an mit urwüchsig aggressiven Tönen. Nicht, dass das was Neues wäre, nur fönen die Herren diesmal derart gründlich den Vokuhila, dass kein Haarwuchsmittel mehr hilft. Schon der Opener Faggot InYou bläst nach kurzem Intro roh und ungezügelt los, der Sound selbst wirkt wie eine Mischung aus Altem und Neuem. CLAWFINGER eben. Dabei knüpft man in den Bereichen Thematik und Songwriting offensichtlich an den überaus erfolgreichen Vorgänger „Zeroes & Heroes“ an, mit abwechslungsreich gestalteten Riffings und gut dosierten Breaks schafft man es immer wieder, die aggressive Energie der Songs gut in den Blickpunkt zu rücken. Hate Yourself With Style dann überrascht mit Klängen, die in begrenztem Umfang sogar dem einen oder anderen Death- bzw. Trash-Fan ein Grinsen ins moshende Gesicht zaubern könnten. 

In The Best And The Worst darf Fronter Zak dann wieder einmal sein – durchaus vorhandenes – Gesangstalent unter Beweis stellen, wobei der Mix aus Dreiertakt, süßlicher Melodie, (wie immer bei CLAWFINGER) höchst bedeutungsschwangerem Text und roher Gitarrenarbeit einen sehr abwechslungsreichen Song bildet – eindeutig ein Höhepunkt der Platte. Doch schon Breakout mit roher Abmischung und Hi-Speed-Riffing setzt den Trend zu kompromissloser Härte fort. Weitere Höhepunkte: Das im Songwriting interessante Sick Of Myself sowie das textlich gewohnt provokante, weil im Kern das Gegenteil meinende God Is Dead. Wenn man allerdings doch ein Kritikpünktchen anmerken dürfte: Ein wenig Abwechslung im Gesamtsound (mit leichtem Schwerpunkt Gitarre) hätte der Scheibe sicher ganz gut getan. Was soll’s – derartiges nimmt man gerne in Kauf, wenn man dafür wie hier mit dröhnender Vollbedienung versorgt wird, zumal man’s – seien wir ehrlich – von CLAWFINGER ja auch nie anders gewohnt war.

Bleibt festzuhalten, dass die Herren in dieser Form noch jeder jüngeren Kapelle im Business das Wasser reichen können. Vermutlich wird es zwar nicht ganz gelingen, den überragenden Silberling „Zeroes & Heroes“ zu überflügeln, dafür liegt die Messlatte zu hoch, doch sollte die anstehende Tour ein echter Kracher werden – das ist bei diesem Songmaterial gewiss. Und somit wird es hoffentlich gelingen, den einen oder anderen der eingangs erwähnten Zeitgenossen zum Überlaufen zu bewegen – verdient hätten’s Zak und Co. allemal.