Eskimo Callboy - The Scene

Eskimo Callboy - The Scene
    Trancecore / Electro Metal

    Label: Century Media
    VÖ: 25.08.2017
    Bewertung:5/10

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Hach ja, die ESKIMO CALLBOYs sind wieder zurück – doch wie das Cover der neuen Platte sowie die neuen Frisuren zeigen, hat sich bei den sechs Castrop-Rauxelern so einiges verändert.

Zugegebenermaßen fand ich ESKIMO CALLBOY damals ziemlich cool – sogar als weibliches Wesen dieser Erde. Was mich an der Band fasziniert hat, war, dass sie schon immer ihr eigenes Ding gemacht und durchgezogen haben, während sie auf die Meinung aller anderen regelrecht geschissen haben. Die teils frauenfeindlichen Texte waren immer mit einem Augenzwinkern zu sehen, ebenso wie die Musik. Das Verrückte und das Image als Partyhengste hat die Jungs ausgezeichnet. Und ja, damals war das alles ziemlich humorvoll zu sehen, doch die neue Scheibe „The Scene“ hinterlässt in meinem Kopf nur ein großes Fragezeichen.

Opfer der Kommerzialisierung?

Ob es damit zusammenhängt, dass Drummer David Friedrich bei der RTL-Sendung „Die Bachelorette“ gewonnen hat und die Band dadurch nicht nur an Aufmerksamkeit, sondern auch an Größe gewonnen hat, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Aber ESKIMO CALLBOY scheinen in der Tat Opfer der Kommerzialisierung geworden zu sein. Der einst vorhandene Humor ist nun zur teilweisen Ernsthaftigkeit übergeschlagen und aus dem deutlichen Augenzwinkern wurde nun ein leichtes Zucken der Augenlider.

Für alle, die noch nie in die Welt der ESKIMO CALLBOYs eingetaucht sind: Ein Mix aus Dance, EDM und einem Haufen Autotune und Electronica, gepaart mit Screams und Shouts (ich meine nicht den BLACK EYED PEAS-Song) und ziemlich krasse Breakdowns zeichnen die Musiker aus. Mit anderen Worten: Partymusik für die Harten im Garten.

Was jetzt? Spaß oder Ernst?

Nun ja, jetzt zu „The Scene“. Einen schönen Start – nach alten Standards – legen die Jungs mit „Back In The Bizz“ und „MC Thunder“ hin. Alles klingt noch nach den ersten Alben „We Are The Mess“ oder „Bury Me In Vegas“. Aber schon bei dem dritten Song „The Devil Within“ merke ich, dass es jetzt etwas ernsthafter wird. Die Ernsthaftigkeit hatte sich schon bei dem (um einiges besseren) Vorgänger „Crystals“ angeschlichen – da jedoch noch im Rahmen und aufwertend.

Zum Titeltrack „The Scene“ gab es bereits nach der Veröffentlichung der Single viel schlechtes Feedback, der Song ist jedoch mal wieder peinlicherweise anhaftend (und das ist doch das, was wir von ESKIMO CALLBOY erwarten). Hierbei müssen die zahlreichen Gastmusiker erwähnt werden, die auf der CD ihren Platz gefunden haben: Fronz (ATTILA), Little Big und Tobias Rauscher bei der akustischen Version von „The Devil Within“. Bis zum fünften Track bleiben die Lieder im Kopf, ich bin noch einigermaßen einverstanden.

Doch ab „VIP“, der mir doch zu sehr in Richtung Pop abdriftet, bin ich zwiegespalten: Der Rest des Albums kann einfach nicht mit dem Bild der alten ESKIMO CALLBOYs in Einklang gebracht werden. Ich bin verwirrt – ist jetzt alles doch ernst gemeint? Aber für ernsthafte Musik hat das Album einfach zu wenig Wert. Früher oder später hätte es passieren müssen: ESKIMO CALLBOY gehen die Ideen aus.

Zusammengefasst: Obwohl ich die Eskimos (oder politisch korrekterweise Inuits) damals sehr gefeiert habe, enttäuschen sie mich mit „The Scene“ ein wenig. Ich vermisse die Zeiten von "Bury Me In Vegas" mit Titeln, wie "5$ Bitchcore" oder "Transilvanian Cunthunger". Treue alte Fans werden die Platte dennoch vermutlich als „ok“ bis „gut“ abstempeln, während Ablehner der Band sich jetzt entweder besser mit der Musik anfreunden können oder den Kopf über das Pop-Gedusel stärker schütteln werden.

Tracklist:

01. Back In The Bizz
02. MC Thunder
03. The Devil Within
04. Banshee
05. The Scene feat. Fronz
06. VIP
07. Shallows
08. Nightlife feat. Little Big
09. X
10. New Age
11. Frances
12. Rooftop
13. Calling
14. The Devil Within - Acoustic

Line-Up:

Vocals: Sushi
Synths, Vocals: Kevin
Guitar: Daniel
Guitar: Pascal
Bass: Daniel
Drums: David