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Seit ihrer 2004er EP "This Is What The Edge Of Your Seat Was Made For" oder spätestens ihrem Debut-Longplayer "Count Your Blessings" sind die Briten BRING ME THE HORIZON in aller Munde. Mal touren sie, mal werden sie des Ausverkaufs angeklagt und mal bearbeiten sie Frauen auf brutale Weise mit Flaschen hochprozentigen Alkohols, um ihrem sexuellen Frust Luft zu machen. Trotz aller Kritik, die diese Band in der letzten Zeit einstecken musste, veröffentlichen sie nun 2008 ihr neues Album "Suicide Season" unter Visible Noise und es scheint, als stünde jene Rufpflege am Ende ihrer To-Do-List.
Was bei "Suicide Season" schon zu Beginn auffällt ist, dass BRING ME THE HORIZON trotz der Besinnung auf ihre musikalischen Wurzeln einen gehörigen Reifeprozess durchlaufen haben. Der pressfrische Silberling klingt im Gegensatz zu ihrem Debut mehr nach Brit-Chaos, wie es auf ihrer ersten EP der Fall war, trotzdessen klingen sie erwachsener und entschlossener. Wo das Songwriting auf dem Thrash-Core verschriebenen "Count Your Blessings" teilweise noch sehr naiv und willkürlich daherkam, ist "Suicide Season" an ein strenges Konzept gebunden, hier klingt alles durchdacht und sehr populär. Wo manche Kritiker wieder gedankenlos Sell-Out schreien würden, kann man bei genauerem Hinsehen genau in diesem Punkt die Entwicklung der Band ausmachen, "Suicide Season" stellt in jeder Hinsicht eine Entwicklung dar, in punkto Ernsthaftigkeit und vorallem streng durchdachten Songstrukturen. BRING ME THE HORIZON scheinen auf ihrer letztjährigen Tour unter anderem mit CONVERGE eine Menge Erfahrung gesammelt zu haben, was nun auf "Suicide Season" Ausdruck findet. Vorallem gesanglich lassen sich definitive CONVERGE-Einflüsse ausmachen, Oli Sykes' Vocals klingen 2008 emotionaler und variierter. Wo bei "Count Your Blessings" nur zwischen Screams und Growls variiert wurde, hält auf "Suicide Season" überwiegend ein Mix aus Schrei- und emotionalem Sprechgesang Einzug, was sich perfekt ins sehr emotionale Gesamtbild der Platte einfügt.
Auch instrumental hat sich einiges getan, gitarrentechnisch wird teilweise so tief in New-Metal Bereichen gebuddelt, dass man mit gutem Gewissen Vegleiche zu SLIPKNOT und Konsorten ziehen kann. Des Weiteren wurde ein starker Anteil an Atmosphäre in den Gesamtmix eingespeist, nicht selten bricht der Song gegen Ende in sich zusammen und mündet in einen atmosphärischen langsamen Rausschmeißerriff, bei dem die Delayfunktion im Footswitch des Leadgitarristen eingerastet bleibt und somit recht traumartige Melodien erzeugt. Die zehn Songs auf "Suicide Season" sind mit Vorliebe im treibenden Mid-Tempo eingespielt, jedoch stets im dynamischen Mix zwischen High-Tempo-Parts bzw. Blastbeats und moshigen Hardcore-Beats im Downtempo. Hervorheben muss man den dritten Track der Platte, "It was written in Blood", welcher sehr an "Grim Heart / Black Rose" der Vorbilder und Genreheroen CONVERGE erinnert und den gleichnamigen Rausschmeißer der Platte, "Suicide Season", welcher leichfüßig die Sechs-Minuten-Grenze überschreitet und der ganzen emotionsbeladenen Atmosphäre der Platte noch eine weitere epische Komponente verleiht.
Ein Fazit zu formulieren fällt bei einer solch beachtlichen musikalischen Entwicklung nicht schwer, BRING ME THE HORIZON sind 2008 erwachsener, epischer und zur selben Zeit auch einfacher zu fassen, nach maximal zwei Hördurchgängen definiert man seine favourisierten Tracks und hat stets Spaß beim erneuten Einlegen der Scheibe. Obwohl BRING ME THE HORIZON eine Band sind, die sich nicht zu ernst nehmen, was jeder bezeugen kann, der sie live gesehen hat, haben die fünf Jungs mit "Suicide Season" ein Stück Musik erschaffen, welches jedwede Naivität und Judendlichkeit ihrer vorherigen Releases untergräbt und dieses ernste und bittere Feeling trotz des obligatorischen Grindcore-Tracks, dem neunten Song der Platte, aufrechterhält. Das Album ist jedem zu empfehlen, der die Emotionalität von CONVERGE oder LIGEIA liebt und von Moshpits alá ETERNAL LORD oder MY BITTER END nicht genug bekommen kann.