Trivium - The Crusade


trivium the crusade

Stil (Spielzeit): Heavy/Thrash Metal (57:35)
Label/Vertrieb (VÖ): Roadrunner/Universal (06.10.2006)
Bewertung: Ein Schritt zurück, zwei nach vorn! (9/10)

Link: www.trivium.org
www.myspace.com/trivium

Keine Frage, das dritte Werk der Florida-Metaller TRIVIUM wird die Szene auf den Kopf stellen! Einerseits ist die Band mittlerweile extrem beliebt und dementsprechend wartet eine nicht gerade kleine Fangemeinde sehnsüchtig auf den neuen Output, andererseits liegt die Messlatte durch den genialen Vorgänger „Ascendancy“ unglaublich hoch, so dass Diskussionsschlachten in Internet-Foren und im Freundeskreis nicht auszuschließen sind bzw. bereits stattfinden. Vorneweg: Wer erwartet hat, dass TRIVIUM einfach ein zweites „Ascendancy“ nachlegen, wird enttäuscht werden. Denn „The Crusade“ hat mit dem erfolgreichen Vorgänger nicht mehr viel gemeinsam, außer dass die Basis wieder reinrassiger Heavy Metal bildet. 

Wo also sind die genauen Unterschiede zwischen den beiden Alben? Ganz einfach: Sänger/Gitarrist Matthew Heafy verzichtet größtenteils auf monotones Metalcore-Geshoute, dafür erinnert seine Stimme desöfteren an Metallica-Sangesgott James Hetfield, was ich persönlich ziemlich cool finde, schließlich sind die letzten Metallica-Outputs ja nicht gerade die Krönung gewesen und so fühlt man sich zeitweise zurückversetzt in selige Lightning- und Puppets-Zeiten.. Doch von einer bloßen Hetfield-Kopie kann keine Rede sein, dazu variiert er viel zu häufig zwischen cleanen Melodien und aggressiven Gesangsparts, der Vergleich trifft also wirklich nur streckenweise zu. Der zweite große Unterschied sind die nicht mehr ganz extrem auf Riffmassaker reduzierten Gitarren, dafür gibt es mehr 80er-Rockelemente wie z.B. beim Poser-Nietenarmband-Mitgröhl-Hit „Anthem (We Are The Fire)“. Auch sind die Gitarren meist normal getuned, es wurde also nicht runter gestimmt (Ausnahme: "And Sadness Will Sear"), um auf Krampf fetter zu klingen. 

Ansonsten ist noch zu bemerken, dass „The Crusade“ eine viel größere Bandbreite abdeckt. Während die Songs auf „Ascendancy“ allesamt in die gleiche Richtung tendierten, sind diesmal der Kreativität keine Grenzen gesetzt, weshalb ich glaube, dass im Endeffekt „The Crusade“ mehr Leute ansprechen wird, selbst wenn „Ascendancy“ für sich an Genialität kaum zu überbieten ist und auch der eine oder andere Fan verloren gehen mag. Weiterhin auffällig und vor allem erfreulich ist, dass TRIVIUM darauf verzichtet haben, leicht zugängliches Material raus zu hauen, um eventuell Fanschichten aus der Ecke von BULLET FOR MY VALENTINE und Konsorten abzustauben. Auch einfallsloses Metalcore-Geballer mit überflüssigen Breakdowns wurden direkt in der Kiste gelassen (Ausnahme: Zwischenpart bei „Becoming The Dragon“). 

Dafür gibt es eben Metal pur, teilweise sogar mit progressiven Elementen („Detonation“) und einem überlangen Instrumental („The Crusade“), das für mich jetzt schon ein Klassiker ist, da er ein cooles Riff nach dem anderen raus haut, ohne zu langweilen (Erinnert sogar durch die Bassläufe an „Powerslave“-Zeiten von IRON MAIDEN). Besser geht’s nicht – klarer Fall also für die Repeat-Taste. Lob soll es an dieser Stelle auch für Drummer Travis Smith geben, der zu jeder Sekunde die Mucke nach vorne treibt und seine Felle extrem zielsicher und druckvoll bedient. Bravo! 

Natürlich ist auch der Gesamtsound wie auch auf „Ascendancy“ perfekt und so gibt es von meiner Seite aus nur zwei Kritikpunkte: Bedenkt man, dass zwischen „Ascendancy“ und „The Crusade“ nur knapp mehr als ein Jahr liegt, ist der Unterschied vielleicht doch etwas zu krass ausgefallen. Damit meine ich nicht nur den neuen Gesang, sondern auch die Musik an sich. Mich stört’s nicht, andere weniger aufgeschlossene Zeitgenossen bestimmt eher. Der zweite Kritikpunkt ist der schleppende Melodic-Rock-Song „The Rising“, der bei weitem nicht TRIVIUM-Standard erreicht. Hätte man sich sparen sollen, dafür hätte es ein Uptempo-Track mehr sein können. So bleibt es am Ende bei knappen neun Punkten für das Gesamtwerk. 

Und egal, was ich denke, oder was ihr von „The Crusade haltet: Diese Band ist nicht mehr aufzuhalten! Aus dem Weg, Leute!