Arkona - Vozhrozhdenie (Re-Release) Tipp




Stil (Spielzeit): Pagan Metal (58:33)
Label/Vertrieb (VÖ): Vic Records (2008)
Bewertung: 8,5 / 10
Link: http://www.arkona-russia.com

Höchste Zeit, dass wir uns hier endlich mal ARKONA (??????) zuwenden. --- Der Anlässe gibt’s genug: Zum einen gehören die Moskauer um Frontfrau Maria (Mascha) „Scream“ Archipova wohl mit zum Besten, was kontinentaleuropäischer Pagan Metal zu bieten hat; zum anderen haben Vic Records es sich seit einiger Zeit zur Aufgabe gemacht, die Backlist der Heiden hierzulande leichter zugänglich zu machen.

U. a. auf dem Ragnarök hat sich die Truppe bei uns bereits einen gar nicht so kleinen Freundeskreis erspielt; dennoch sei kurz erwähnt: 2002 von Mascha und Alexander „Warlock“ Korolev als HYPERBOREA aus der Taufe gehoben, haben sie sich noch im selben Jahr umbenannt und ihr 3-Track-Demo „????“ (Rus) herausgebracht. Dessen Stücke befinden sich auch auf dem Debüt ??????????? oder (transkribiert:) Vozrozhdenie (Revival). --- Dass ein Debüt als Wiedergeburt gefeiert werden muss, hat den einfachen Grund, dass Warlock und die zwischenzeitlich dazugestoßenen Mitglieder das Interesse verloren hatten und Mascha schon nach einem Jahr plötzlich alleine dastand. 2005 verhaftete sie Mitglieder von dem Black Ambient Projekt NARGATHROND und der BM-Kapelle ROSSOMAHAAR. Seitdem sind mittlerweile vier Studio-Alben und eine Live-Aufnahme erschienen, die auch als DVD vorliegt. Alles, was beim alten Label erschienen ist, wird von sukzessive von Vic rec. wieder aufgelegt. Ende der Geschichtsstunde.

Grundsätzlich gilt, dass ARKONA in Sachen Sound und Härtegrad fast schon mit klassischem Metal auf einer Stufe steht. Die für die meisten Heiden typischen Black-Metal -Einflüsse bilden zwar auch hier das Riff-Fundament…
Aber der durch die Bank warme und klare Klang der Produktionen steht Atmosphären wie man sie von PRIMORDIAL oder auch von FOREFATHER kennt, denn eher im Wege. Spannender ist hier nach meiner Ansicht ohnehin der Folk-Anteil, der, unschwer zu erkennen, slawisch bis ins Mark ist. Gelegentliche Nähen zu FINNTROLL, inkl. Joik (ihr wisst schon: dieser jodelartige Gesang wie z.B. in „Jaktens Tid“) mag ein Musikhistoriker erklären können…

Soweit mir bekannt, bedienen sich ARKONA zwar nur in zwei Ausnahmefällen aus dem reichen Fundus russischer Volkslieder, aber ebenso gut könnte ein Großteil der Songs auf tradiertem Liedgut basieren. Und diese Authentizität ist die ganz große Stärke der Band. (Die zweite ist Mascha). Anders gesagt, je mehr die Stücke nach Folk- denn nach Pagan Metal schmecken, bzw. je russischer ARKONA sind, desto unverwechselbarer und besser werden sie.

Zu Mascha: Pagan Metal mit „female Voice“, da denkt man wohl unwillkürlich an Sopranstimmen oder an Elfengesäusel. Weit gefehlt. Mascha ist Mezzosopran, fast schon Alt. Was ihr bei dem paritätischen Wechseln von Klargesang zu Growls und, genau: (Black Metal) Screams sehr zugute kommt.
Weil sie bei drei Stücken auf ??????????? auch noch Unterstützung von Alexej Solovjev (von den Kollegen von ALKONOST) bekommt, gestaltet sich der Gesang überaus abwechslungsreich.
Obwohl: nötig hätte sie die Unterstützung nicht; auch wenn sie die Aggressivität von Sabina Classen und Angela Gossow nicht erreicht: ihr Growling hat’s in sich und ich wundere mich sehr, wie schön, voluminös und intensiv ihre Klarstimme bei solchen Strapazen doch ist. Neben der authentischen Ernsthaftigkeit, das slawisch-heidnische Erbe hochzuhalten, ist es vor allem der Kraft und Vielseitigkeit ihrer Stimme zu verdanken, dass ARKONA so weit aus der Masse herausragen.

Nun endlich (aber nur kurz) zu „???????????“: obwohl das Debüt, stellt „Vozhrozhdenie“ quasi den musikalischen und qualitativen Zwischenschritt zwischen den Nachfolgewerken „?????“ (ebenfalls noch 2004) und „?? ????? ???????!“ (2005) dar. Noch nicht gewillt, einen definitiven Schwerpunkt zu setzen, ist „die Wiedergeburt“ nicht nur der Mittelwert aus den Nachfolgern, sondern prädestiniert, einem Alien den Pagan Metal zu erklären. --- Durchschnittlicher Heidenstahl ist das dennoch beinah keine einzige Sekunde!
Will sagen: Schwarzmetallische und folkloristische Elemente halten sich einfach bloß die gut ausbalancierte Waage. Pagantypisch eben. Und man braucht sich bloß „?? ???????? ??????“ (in etwa: Auf den Pfaden der Tiere) oder „??? ??????“ (Unter den Schwertern) anzuhören, um zu peilen, dass das nichts, und noch mal nichts mit Durchschnittsware zu tun hat. –Wer allerdings den pseudopathetischen und megasynthetischen Kram von FALKENBACH für die ultima ratio heidnischen Metals hält, könnte ein Problem haben--- muss aber nicht sein.

Dass „???????????“ dennoch seine milden Schwächen hat, oder anders: dass ARKONA es noch besser können, zeigt sich im direkten Vergleich mit „?? ????? ???????!“. 1.) sind die Kompositionen auf Album #3 noch weit folklastiger, und 2.) werden dort vermehrt reguläre folkloristische Instrumente zum Einsatz gebracht, während man beim Debüt leider vorrangig auf Synthies zurückgreift.
An einer unbedingten Empfehlung für „???????????“ in Richtung aller Heiden im nebligen Umfeld von HEIDEVOLK, METSATÖLL und STORM ändert das nichts.