Mogwai - The Hawk Is Howling Tipp


Stil (Spielzeit): Experimentell/Post-Rock (63:31)
Label/Vertrieb (VÖ): Wall Of Sound / Rough Trade (19.09.08)
Bewertung: 9/10

Link: http://www.abandcalledmogwai.com
http://www.myspace.com/mogwai

Mehr als ein Jahrzehnt ist seit „Ten Rapid“ und „Mogwai Young Team“ vergangen und es stellt sich mittlerweile wirklich die Frage, ob die verschrobenen bärtigen Schotten von MOGWAI überhaupt irgendetwas falsch machen können. Die Antwort ist nein, sie können nicht. 
MOGWAI können zu Recht als die Urgesteine des Post-Rock gesehen werden, auch wenn sie selber das vielleicht nicht so sehen, ebneten sie doch den Weg für zahlreiche Nachahmer und Bands, die mittlerweile in ihrer Austauschbarkeit untereinander ersticken. Doch die Schotten ragen immer noch raus, und scheren sich weiterhin einen Dreck um inoffizielle Stilvorgaben. Wo die Jünglinge sich in hallenden Gitarren, epischen Ausbrüchen und todtraurigen Cellos ertränken, bleibt auch das neue Album „The Hawk Is Howling“ erneut in seiner Einzigartigkeit und Atmosphäre Spitzenklasse, unerreichbar und setzt weiterhin erhöhte Maßstäbe in Sachen Instrumentalmusik. 
Vor kurzem erst erschien ein Re-Release von „Young Team“, sowie die „Batcat EP“ und nun wird erneut ein wirklich typisches MOGWAI-Album vorgelegt, das siebte mittlerweile – auf das hoffentlich noch sieben weitere folgen werden... 

Rein instrumental gehalten sind die zehn Songs, und tragen dabei typisch urige Namen wie „I'm Jim Morrison, I'm Dead“ oder auch „I Love You, I'm Going To Blow Up Your School“. MOGWAI eben. 
Der Jim Morrison-Song ist der Opener und beginnt mit einem Klavier, wie es nur diese Band kann. Schwerfällig und sich zeitlassend baut sich der Song auf, man fühlt sich, als würde man einen Berg besteigen. Die Spitze rückt immer näher und man erklimmt schließlich den Gipfel - tolle Melodien entfalten sich auf einmal ungeniert und der Ausblick (oder der Song) offenbart sich schließlich in seiner ganzen unbeschreiblichen Schönheit. 
Das die fünf wirkliche Rocker sind, und auch gerne mal T-Shirts mit dem Aufdruck „Blur:Are Shit“ drucken lassen, stockbetrunken ihre Fans dazu auffordern, gemeinsam das Bühnenequipment zu zerlegen oder einfach nur offen bekunden, dass MADONNA sich so langsam wirklich mal verziehen könnte, zeigt sich eindeutig und brachial in dem anschließenden „Batcat“: 
Hier ist nichts mehr von der vorigen Schönheit zu spüren, noisig und laut geht es hier zu. Zu recht kann dieser Song als einer der dreckigsten und rockigsten Songs der Bandgeschichte durchgehen; eine Menge Rückkopplungen, Riffs und quietschende Klänge treffen auf ein sonst eher zurückhaltendes Schlagzeug, welches sich hier völlig verausgabt. 

Im weiteren Verlauf bleibt man dann aber wieder etwas zurückhaltend, man lässt sich Zeit innerhalb der Songs; langsame Klavierparts, Glockenspiele und untermalende Synthies entfachen zusammen mit den übrigen Instrumenten die für MOGWAI so typischen Soundteppiche und Bilder, die vor Melancholie, Schönheit und Nebelatmosphäre immer am Rande des Auseinanderberstens sind. Jedoch brechen die langsam anschwellenden Stücke hier und da immer noch mal aus, und man wird von wahren Gewittern überrollt. So zum Beispiel in dem bereits erwähnten „I Love You, I'm Going To Blow Up Your School“, welches zu Beginn fast jazz-mäßig vor sich hin sinniert um am Ende in puren Noiserock alá SONIC YOUTH auszuarten – allerdings mit einer noch gewaltigeren dreifachen Gitarrenintensität. 
Das äußerst bedrohliche „Scotland's Shame“ ist ein wahrer Ohrenschmaus: Die bereits auf „Young Team“ verwendeten und geliebten hypnotischen Basslinien ziehen sich durch den Song, unterstützt durch Orgeln, flirrende Gitarren und ein langsam polterndes Schlagzeug – ein Song der Anspannung erzeugt, ohne den Hörer mit dem ersehnten Ausbruch zu belohnen. 
„Thank You Space Expert“ ist weniger experimentell geraten, es bleibt sehr ruhig und hallend in typischen Post-Rock-Sphären, welche allerdings nur Erholung vor dem Schlusssong „The Precipice“ bieten sollen, welcher einem noch einmal alles abfordert und umwirft wie ein Sturm. 
Herausstechen tut das ungemein fröhliche, mogwai-untypische „The Sun Smells Too Loud“: Treibende Synthies und Basslines vermischen sich mit eingängigen Gitarrenakkorden und dabei bleibt es sieben minutenlang sehr flott und munter. Sowohl hier, als auch an anderen Stellen wird deutlich, dass sich MOGWAI mehr denn je an Experimente mit elektronischen Sounds und unterschiedlichen Stimmungslagen herangewagt haben. Und die Rechung ist aufgegangen. 

MOGWAI sind 2008 rauer, experimentierfreudiger und vielschichtiger als jemals zuvor. Und trotz allem klingt der Sound wie eine Rückbesinnung auf alte Tage der Band und man erkennt bei jedem Song, dass es sich nur um diese eine Truppe handeln kann. 
Ein rundum tolles, großartiges Album, welches in einem Hördurchgang kaum zu erfassen ist, sowie alle vorigen Werke auch! 
Für Fans ein absoluter Muss-Kauf und auch allen Leuten nahe gelegt, die auf experimentelle, zeitgenössische Rockmusik stehen.

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