Deadsoul Tribe - The Dead Word


Review


Stil (Spielzeit): Düster-Prog (46:57)
Label/Vertrieb (VÖ): InsideOut Music/SPV (11.11.05)

Bewertung: Dunkelschwarz (8,5/10)
Link: www.deadsoultribe.com
Dassjamadüster. Dassjamarichtigdüster. Was Ex-Psychotic-Waltz-Frontmann Devon Graves im Mäntelchen seines Bandprojektes DEADSOUL TRIBE und unter dem Titel „The Dead Word“ auf die Verkaufstische des Globus’ schmeißt ist garantiert nichts für Suizidgefährdete. Aber so was von nicht. Es sei denn natürlich, man möchte unterstützend einwirken, steht der Großonkel sprungbereit auffer Brücke. Nur 15 Sekündchen aus der aufgedrehten Anlage des Opel Manta und der Alte Herr hat seine letzte Reval geraucht – denn wer zu den Klängen dieser Scheiblette nicht hüpft, blufft. Garantiert!

Atmosphärisch vom Feinsten bieten sich beim ersten Hören Querverweise auf Genregrößen wie PORCUPINE TREE, aber auch auf hoffnungsvolle Quereinsteiger wie RIVERSIDE an, auch und gerade was die dargebotene Vielseitigkeit betrifft. Da treffen großartige, sehr proggige Rhythmen einmal auf breite Keyboardwände und schroffe Gitarrenabgründe wie bei A Flight On An Angels Wing, garniert mit klanglich glasklar produzierten Bassriffs, die sowohl den richtigen Anteil Originalität als auch den richtigen Groove aufweisen. Doch wähnt man sich erst im Vorraum zur Hölle, bringt einen der Fahrstuhl spätestens mit Some Sane Advice wieder in ganz andere, himmlische Sphären, erfüllt von dichtem, akustisch dominiertem HardRock, der entfernt an (gute) Bon Jovi erinnert, besonders in den Gesangslinien und Harmonyvocals. Let the Hammer Fall dann kehrt zurück zur Grundfarbe Schwarz (ja, ja, gut, Schwarz ist keine Farbe, schon klar), geht aber dennoch in Genick und Beine. Und genau hierin liegt die Stärke dieser Scheibe: Vielseitig, glasklar, einfallsreich, originell und verdammt, verdammt dicht. Sogar gestandene Groovemonster wie Waiting In Line, die jedoch schon bald wieder zur ruhig-atmosphärischen Struktur zurückfinden, bietet das Album. Wem das anschließende Someday mit Orchester und Piano zu zuckersüß erscheint, dem empfehle ich, durchzuhalten und zu versuchen, sich auf Text und Musik einzulassen. Denn nichts, aber auch gar nichts ist hier süß ohne Bitterkeit – sozusagen Espresso mit zwei Löffeln Zucker. Spätestens My Dying Wish reduziert dann wieder den Zuckeranteil – Koffein ist allerdings noch drin, und wie! Elektronische Sounds, geniales Drumming und dann immer wieder dieser phantastisch passende, niemals vordergründige Gesang. Gut – vielleicht hätte man sich hier und da eine Spur mehr Stimmprofil gewünscht, doch die gut ausbalancierten mehrstimmigen Gesänge können so noch besser wirken, also wieder eine gute Entscheidung.
Man darf sich ruhig mal aus dem Fenster lehnen, hat man so eine durchgängig gute Platte auf dem Tisch: Jedem Fan ruhig-düsterer, nicht zu proggiger, dennoch experimenteller Mucke mit einem enormen Spektrum an Klangfarben á la Deadwing von PORCUPINE TREE  sei ein Kauf nur wärmstens angeraten. Und sollte Oppa dann eines Tages eigenmächtig ableben wollen, möge man das Teil ganz weit hinten im CD-Schrank verstecken…