Goodbye Fairground - We`ve Come A Long Way (Gratis-Digital-EP) Tipp

Goodbye Fairground_Weve_Come_A_Long_Way

Stil (Spielzeit):
Punkrock / Rock (15:21)
Label/Vertrieb (VÖ): DIY (16.09.11)
Bewertung: 9/10

Homepage: MySpace

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Ab und zu hat man ja mal das Glück, von einer Band vollkommen überrascht zu werden um sich dann zu fragen, wie es passieren konnte, dass man vorher noch nie was von der betreffenden Band gehört hat (vor allem, wenn es die wie in diesem Fall schon einige Jahre gibt, auch wenn sie damals PARAQUAT hießen) und warum die nicht eigentlich schon viel größer sind. Aber irgendwie fühlt sich so ein „Geheimtipp" ja auch immer gut an. Mit diesem Review würde ich jetzt gerne dazu beitragen, dass GOODBYE FAIRGROUND dennoch die Silbe „geheim" auf lange Sicht streichen können – verdient haben sie es auf jeden Fall!

Beim ersten Kennenlernen erinnerten sie mich vor allem an eine Mischung aus AGAINST ME! und THE GASLIGHT ANTHEM, aber vor allem die neuen Stücke dieser EP zeigen, dass sie eigentlich ein um vielfach größeres Einzugsgebiet haben, was ihre musikalischen Einflüsse angeht. Und so können sie auf diesen vier Songs bereits zeigen, dass Punkrock längst nicht alles für die Jungs und die Dame am Schlagzeug ist. Zwar hält es das Gerüst zusammen, aber auch etwas Blues, Americana oder lateinamerikanische Einflüsse werden genommen und sehr harmonisch in den eigenen Sound integriert – und damit können sie sich eigentlich bereits von den von mir oben angeführten Vergleichen lossagen. OK, die Stimme klingt tatsächlich nach einem angepissten Tom Gabel, aber das fällt nicht weiter negativ auf, sondern verleiht den Songs eine etwas dunklere Stimmung. Außerdem hat das Organ ordentlich Druck, welches die Band immer wieder nach vorne treibt. Wenn er zum Beispiel bei „Every Hero..." auf einmal herausbricht, geht es dann auch direkt ab.

Die Songs sind sehr abwechslungsreich und dynamisch, nehmen sich gerne Zeit für den Aufbau und schaffen es, kleine musikalische Klischees aufzugreifen und sie zu etwas eigenem umzuarbeiten. Seien es die Akkorde im Intro, die Rhythmen bei „Every Hero Needs A Villain", oder die ganze Struktur vom Titeltrack. Sie nehmen Bekanntes auf, arbeiten es um, schmeißen Punkrock und Dreck dazu, schaffen es, drei Gitarren reinzubringen (ohne damit jemals zu übertreiben oder zu sehr auf dicke Hose zu machen) und schaffen es dennoch, eine Atmosphäre zu kreieren, die man direkt mit der Band assoziieren kann. Das Schlagzeug tut da auch sein übriges, da die junge Frau nicht unbedingt extrem technisch, dafür aber sehr beatorientiert spielt und somit ihre Mannen zusammen hält und ihnen eine Richtung vorgibt und die Songs straight hält.

Wer die Band mal live gesehen hat, weiß auch, dass sie es live genauso rüberbringen können und dabei eine Energie entladen, die für sich allein schon beeindruckend ist (selten ein so lautes Schlagzeug gehört!). Aber sie können den Pegel eben auch runterfahren und mit den Kontrasten spielen. Gelungenes Songwriting trifft auch persönlichen Stil, der seine Vorbilder zwar nicht verleugnet, aber eben absolut glaubwürdig in eine eigene Handschrift umarbeitet und um viele weitere Einflüsse erweitert. Songs mit Herz, Seele und Tiefe und eine Band, die absolut für sich steht. Unbedingte Empfehlung!