Love A - Irgendwie Tipp

Love A - Irgendwie
    Punk Rock

    Label: Rookie Records
    VÖ: 12.04.2013
    Bewertung:9/10

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LOVE A veröffentlichen ihr zweites Album und mir kommt es vor, als ob die süddeutsche Post Punk /Indie Gang schon seit Jahrzehnten die Gegend unsicher macht. Zusammen mit meiner enormen Vorfreude darauf, was die ehemalige LOVE ACADEMY für neuen Rabatz produziert hat, würde ich das mal als sehr gutes Zeichen einordnen. In Liverpool wurde „Irgendwie" aufgenommen und live haben sich LOVE A vornehm ausgedrückt den „Arsch abgetourt", bleibt nur noch die Frage: „Was kann das?"

„Bin dehydriert vom Alkohol, kann nicht einmal mehr pissen..." klagt uns der sympathische Dauerzweifler Jörkk entgegen, nachdem der Bass einfach so ohne Vorwarnung den Opener „Juri" einbrettert. Das ist aber kein dezentes Klagen mehr auf „Irgendwie", da schwingt schon ordentlich Verbitterung mit, die manchmal durch entsprechend sarkastische Sprechparts zum Ausdruck gebracht wird („Horstmannscher Hass").

„Windmühlen" hat mich schon im Vorfeld komplett umgehauen und meinen alten Lieblings- LOVE A-Song „Säge" vom Thron gestoßen. Jörkk erschreckend nah, gesanglich absolut optimiert, ein bissiger und schmerzhaft treffender Text, der weh tut und doch so wahr ist. Die wavige zurückhaltende Symbiose aus Gitarre von Stefan, Bass von Dominic und Schlagzeug von Karl deckt das Lied behutsam ein. Für mich ein meisterhafter Song, den ich garantiert noch in zehn Jahren hören kann! Auch wenn sich langsam der Verdacht aufdrängen mag, dass ich von LOVE A mit Schokolade oder Geld geschmiert wurde, über das folgende „Entweder" kann ich nichts anderes sagen. Ein hitziger, tanzbarer Peitschenhieb, der einen zwangsläufig zum Zappeln und Mitschreien bringt und mit weniger als zwei Minuten zu kurz aber heftig gut ist. LOVE A Songs sind wie Brummkreisel: ruckartig aufgezogen, drehend bis einem schwindelig wird, dann eiern sie aus und enden abrupt. Nur um gleich wieder aufgezogen zu werden, weil es so schön war. So ähnlich klingt „Irgendwie" und so klang auch „Eigentlich".

„Der tausendste Affe" bricht erstmals aus dem bekannten LOVE A Schema aus, er ist zwar auch basstendiert aber deutlich poppiger, abwechselnd mit einem schon fast toastenden Sprechgesang, bei dem Jörkk aber teilweise seltsam lallend klingt. (Ob der Mechenbier Gluck-Gluck intus hatte?) Der optimierte Gesang ist ein riesiges Plus für die Platte, bei „Kommen Und Gehen" hört man deutlich, dass bei LOVE A nun auch das vierte Instrument namens Stimme unter Kontrolle gebracht wurde.

Da LOVE A auch gerne mal mit Bands anbandeln, mit denen sie touren, gibt es Gastauftritte. Jan von TURBOSTAAT zum Beispiel greift für die Husumversion von „Valentinstag" ein. Klingt gut, hätte ich aber nicht gebraucht... Den Song habe ich in meine Bestenliste von 2012 gewählt, schon alleine wegen des Refrains „Du bist Kirmes, du bist Möbelhaus und ich, ich bin genervt! Es wurde alles schon gesagt, bloß noch nicht überall...". Ein einfacher Satz, der kein Fremdwort enthält und trotzdem sehr viel aussagt und meine Gedanken treffend beschreibt, untermalt von abgehackten Drums und bewegungsanimierend runtergeschrubbten Gitarrenriffs.

Musikalisch sind LOVE A nicht tierisch visionär und machen jetzt nicht das dickste Fass auf, aber was hinten rauskommt stimmt immer und ist niemals belanglos, ganz ohne Riffgefrickel, Schlagzeugabfahrten oder extrem kompliziertes Bassgedaddel. LOVE A sprechen aus und weisen hin ohne erhobenen Zeigefinger und scheuen sich auch nicht, ihre eigenen Narben zu zeigen! „Irgendwie" scheint mir außerdem sehr trennungstendiert und einen Hauch erwachsener zu sein, trotzdem ist das Album genauso Bombe wie „Eigentlich" und glänzt über 13 Songs immer wieder mit hervorragenden Texten, die sich noch nachhaltiger festsetzen.