Muff Potter - Gute Aussicht Tipp




Stil (Spielzeit): Punk, Emocore (42:06)
Label/Vertrieb (VÖ): Huck´s Plattenkiste / Rough Trade (17.04.09)
Bewertung: 9 / 10

http://www.muffpotter.net/

„Hell Yeah, das Drecks-Pack ist back und hat wieder einige Geschichten von der Bordsteinkante zu erzählen! Unter diesmal haben sie auch wieder richtig Dreck unter`m Nagel!" So lauteten die ersten Gedanken als das neue MUFF POTTER-Werk in meinem CD-Player rotierte. Gut, ganz so geleckt wird es wohl nicht gewesen sein, aber ich denke, mein Punkt wird klar:

Die Münsteraner haben mit „Gute Aussicht" (inklusive kleinem Fanzine) endlich wieder den Weg in die Garage gefunden - und das beinahe wörtlich. Denn der Sound ist wirklich nahezu extrem rau für MP-Verhältnisse, was vermutlich daran liegt, dass dieses Album live eingespielt wurde. Und genau diesen Charme besitzt es auch: es knarzt, kracht und ist nicht bis zur absoluten Perfektion eingespielt, aber genau das ist es, was ihnen den Charme ihrer früheren Alben zurückgibt. Und was sie wieder genauso relevant macht wie zu „Bordsteinkantengeschichten-Zeit". Nagel hat wieder Feuer in der Stimme und selbst die ruhigeren Songs werden mit ordentlich Dreck gespielt.

Und genau deshalb gibt es hier auch keine „zu ruhigen" Songs. Hier fällt ein Ohrwurm nach dem anderen und obwohl sie sich deutlich weiterentwickelt haben, haben sie nichts von ihren alten Stärken verlernt. Zugegeben, es klingt alles etwas abgeklärter und mehr von außerhalb in den Texten, aber dennoch gelingen Nagel wieder richtig geile Texte aus verdrehten Sprichwörtern, Lokalkolorit, Parolen, Weltschmerz und Anspielungen auf Musik und Film. Und ich sage es gern noch mal: haltet eure Eddings bereit - ihr werdet einige Zeilen an Wände schreiben wollen!

„Gute Aussicht" besticht durch seinen ganz eigenen Charme, der vor allem auch im Sound begründet liegt. Und so klingen sie wieder nach HOT WATER MUSIC, DACKELBLUT und ...BUT ALIVE (und nicht mehr nach KETTCAR und MADSEN), aber vor allem eben nach MUFF POTTER. Und auch wenn ich hier diverse Vergleiche zu ihrem einstigen Meilenstein gezogen habe, sollte man diese Parallelen vor allem in der Qualität der Songs sehen - hier wird nicht versucht, an alte Großtaten durch Kopien heranzureichen. „Gute Aussicht" hat ihnen einfach wieder das alte Feuer zurückgegeben (ohne sie ihre eigene Geschichte wiederholen zu lassen), welches sie irgendwie bei den letzten Platten ein wenig runtergedreht hatten. Zwar fand ich diese Alben nicht wirklich schlecht, aber ich mochte die Band vor allem wegen ihrer Räudigkeit - und die haben sie jetzt wieder!