Swain - The Long Dark Blue

Swain - The Long Dark Blue
    Punk / Indie / Grunge

    Label: End Hit Records
    VÖ: 09.09.16
    Bewertung:7/10

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Vor ca. 1,5 Jahren habe ich SWAIN mal live gesehen. Ich kannte sie vorher nicht – auch wenn mir der Name „THIS ROUTINE IS HELL“ ein Begriff war. So hießen die Niederländer nämlich früher mal. Dann flatterte vor kurzem ihr neues Album hier ein und ich habe mich auf schön gemeinen Hardcore gefreut. Aber nach den ersten paar Sekunden musste ich tatsächlich meinen Player überprüfen. Sind das wirklich SWAIN? Denn Hardcore ist das hier nur sehr, sehr bedingt. Das ist eher... Grunge. Grunge?

Ich denke schon, ja. Vor allem strotzt das Album vor 90er-Jahre-Einflüssen. Ich höre NIRVANA, die SMASHING PUMPKINS, BREEDER, die PIXIES, aber auch THE LIBERTINES oder TITLE FIGHT und andere Bands heraus. Und damit war ich zunächst mal vor den Kopf gestoßen und brauchte eine kleine Pause. Aber seitdem wächst „The Long Dark Blue“ einfach immer weiter. Hier wollte eine Band einfach nicht noch mal ein bequemes Hardcorealbum wie die davor machen. Hier sind Leute tatsächlich nach Berlin gezogen, haben Freunde und Beziehungen gekappt und das komplette Leben hinterfragt. Und dann ein unglaublich reduziertes und mutiges Album gemacht.

Viele Songs bestehen nur aus wenigen Akkorden (gerne auch clean gespielt) und verzerrten Bassnoten, schleppen sich gerne mal ein wenig und sind dennoch angenehm kurz. Darüber wird entweder vorsichtig gesungen, schräg genöhlt oder mit rauer Stimme sprech-geschrien. Die Songs sind simpel und es dreht sich um die Sinnsuche. Aber Songs wie „Punkrock messed you up, kid“ oder „Never clean my room” gehen sofort klar, während andere erst ein wenig brauchen.
Dabei können SWAIN ziemlich stur sein. Aber je öfter ich das Album höre, umso mehr nimmt mich seine Atmosphäre gefangen. Aber es ist ja auch nur konsequent, dass man wenn man mal THIS ROUTINE IS HELL hieß, nicht einfach auf seinem Sound stehen bleibt und dafür lieber experimentiert. Auch wenn Songs wie „It´s hard to make Friends“ ziemlich spröde klingen, öffnen sie sich im Kontext dieser Platte irgendwann.

Ist mit Sicherheit nichts für alle, die sie schon länger mochten, und auch neue Hörer können es hier schwer haben. Aber ich sehe diese Platte als extrem mutig und gelungen... auch wenn ich sie mit Sicherheit nicht immer hören kann.