Ratt - Infestation Tipp

Ratt_-_Infestation

Stil (Spielzeit): Glam Rock (42:16)
Label/Vertrieb (V.Ö.): Roadrunner Records  (16.04.2010)
Bewertung: 8,5/10

Link: http://www.therattpack.com

Ich muss ganz ehrlich gestehen, ich hatte viele Bands aus den glorreichen 90zigern mit eventuellen Reunions auf dem Schirm, aber RATT gehörten irgendwie nicht dazu. Auch wenn ich Alben wie „Invasion Of Your Privacy" (1985) und „Out Of The Cellar" (1984) seiner Zeit echt geliebt habe, hatte ich das Thema RATT irgendwie komplett abgehakt.
Umso überraschter war ich, als das aktuelle Reunion Album „Infestation" ins Haus flatterte. Immerhin haben Stephen Pearcy (vocals), Warren DeMartini (guitars) und Co. seit elf Jahren, nimmt man diverse Compilation und Best Of Scheiben mal aus, kein Studioalbum mehr abgeliefert. Der Gedanke, dass hier eine Band die letzte Möglichkeit noch mal Kohle einzufahren nutzen wollte, schlich mir dann doch spontan durch den Kopf.

Noch erfreuter und noch überraschter war ich dann aber, als die ersten Töne des Openers „Eat Me Up Alive" aus den Boxen dröhnten. RATT-typische Gitarrenriffs, die man sofort wieder erkennt, und vor allem die raue Stimme von Sänger Stephen Pearcy haben rein gar nichts an ihrer Faszination eingebüsst. Zusammen mit Bobby Blotzer (drums), Carlos Cavazo (guitars) und Robbie Crane (bass) haben sie es geschafft, die RATT-Vibes ohne Abstriche ins Jahr 2010 zu transportieren, als hätte es die elf Jahre Pause und das eher schwache „Detonator" –Album (1990) nie gegeben. Songs wie „A Little To Much", „Don't Let Go", Lost Weekend" und "Last Call" sprühen gerade zu vor Dynamik und Spielfreude und verbreiten sofort diese Partystimmung, für die ich RATT zu Beginn ihrer Karriere schon geliebt habe. Warren DeMartinis Gitarre sägt sich förmlich durch die Songs, und die Soli die er sich mit Carlos Cavazo teilt sind mehr als hörenswert.
Außer auf „As Good As It Gets" und „Take Me Home", die eher im Midtempobereich angesiedelt sind, geben RATT ohne Kompromisse Vollgas. Glücklicherweise bleibt uns eine von den extrem schnulzigen Balladen, die damals auf jedem Glam Rock Album vertreten sein mussten, auf "Infestation" erspart. Stattdessen konzentrieren sich RATT auf ihre Wurzeln, halten die Fahnen des Glam Rock voll in den Wind. Wirklich Ausfälle oder Schwachstellen konnte ich auf „Infestation" nicht ausmachen, auch wenn der ein oder andere Song vielleicht schneller zündet. Am Ende treffen sie aber alle Mitten ins Schwarze.

Fazit: RATT spielen mit einem Elan, als hätte es das Ende der Sunset Strip Szene, die sich Anfang der 80er Jahre anschickte, der Nabel der Hard Rock und Metal Welt zu werden, nie gegeben und als wäre der legendäre KNAC Sender in L.A. nie vom Netz gegangen. „Infestation" ist mehr als nur ein schnell und oberflächlich eingespieltes Reunionalbum, mit dem noch schnell ein paar Dollar eingespielt werden sollen. Dazu klingen RATT auf „Infestation" einfach viel zu glaubhaft und vermitteln viel zu viel Spaß. Wer RATT damals schon mochte, kommt an „Infestation" auf keinen Fall vorbei.

Anspieltipps unter elf tollen Songs sind der Opener „Eat Me Up Alive", das stampfende „As Good As It Gets" und "Garden Of Eden".

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