Mono - Hymn To The Immortal Wind Tipp


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Stil (Spielzeit): Epic-Rock/Classical (67:02)
Label/Vertrieb (VÖ): Conspiracy Records (24.03.09)
Bewertung: 9,5 / 10 Punkten

Link: www.myspace.com/monojp


Dass bei den vier Japanern von MONO mit keinem epischen Understatement zu rechnen ist, weiß man nicht erst seit ihrem letztem Release. Als Urväter des epischen Klassikrock dienen sie auch heute, zehn Jahre nach ihren ersten Songs, als Inspirationsquelle für viele aufstrebende junge Künstler. Dreist kopiert, zu Hommagezwecken wohlgemerkt, wird da auch schon mal, was die Schweizer von THE EVPATORIA REPORT vormachten. Die Jungs übernahmen einfach den signifikanten Drumbeat aus MONO's "The Kidnapper Bell" eins zu eins und bauten darauf eines ihrer Werke auf. Nach fünf Studioalben nun und den bereits genannten zehn Jahren später nehmen MONO ihr neustes Werk "Hymn To The Immortal Wind" auf. Nach fast fünf Jahren des non-stop-tourings war das auch höchste Zeit.

Nun zur wohl (in den entsprechenden Kreisen) meist erwarteten Platte des Jahres. Um "Hymn To The Immortal Wind" zu schreiben sahen sich die vier Künstler von MONO gezwungen, ein knappes Jahr einsam zu überwintern, um nach dem Tourstress die nötige Inspiration zu sammeln. Im Studio wurde ein weiteres Mal MONO's langjähriger Freund Steve Albini zur Produktion verpflichtet, aufgenommen wurden die Songs dann ungewöhnlicherweise auf analoges Tape, was dem epischen und mächtigen Sound der Songs jedoch keinen Abbruch tut, im Gegenteil. Selten klang die Musik der Japaner so authentisch, warm und eigen wie auf "Hymn To The Immortal Wind". Am Konzept wurde grundlegend gefeilt, das langjährige Schema der Band, die Songs um ein "von leise zu laut"-Songwriting aufzubauen, wurde durch "von dunkel zu hell" ersetzt. Während den Eröffnungssekunden des ersten Songs "Ashes In The Snow" kann leise das Knarren der Stühle wahrgenommen werden, das Orchester hat sich soeben eingefunden. Glockenspiel ertönt und bereitet den Hörer dezent
auf das Thema des Songs vor. Und dann ist es so, als würde der Vorhang aufgehen. MONO erstrahlen 2009 in einem komplett neuen Licht - musikgewordene Theatralik, ein epischer Soundtrack für einen Film, der sich allein im Kopf des Hörers abspielt, grandios. In der Tat erinnern die sieben Songs etwas an die legendären Film-Soundtracks alter Sergio Leone Filme. Allerdings stellt hier jeder der sieben Songs seinen eigenen Film dar. Weg von dem auf Dauer doch so niederschmetternden vertonten Weltuntergang, der sich lange Zeit als musikalisches Weggeleit der vier Japaner darstellte. Euphorie, Melancholie und Sehnsucht schallen dem Hörer
durch die Boxen entgegen mit einer Gewalt, welche bis dato seines Gleichen sucht.

Die für MONO typischen Elemente wurden trotz des neuen Klangbilds beibehalten, Taka Goto's Gitarrensound zum Beispiel klingt immer noch so eigen und definitiv japanisch wie auf den vorherigen Alben. Fabelhaftes Songwriting wird ein weiteres Mal geboten, das Orchester untermalt auf virtuose Weise das Werk der Band, teilweise dezent und hintergründig, teilweise episch überstrahlend. Darauf legt sich das perfekt aufeinander abgestimmte Zusammenspiel beider Gitarren, bevor Taka Goto die für MONO typischen urigen und atmosphärischen Leadmelodien zum Besten gibt, den Hall bis zum Anschlag aufgedreht und irgendwie von einer anderen Welt. Und eines haben die Songs alle gemeinsam: Ein furioses Finale, in welchem sich alle vorangegangen Nuancen und instrumentalen Andeutungen vermischen und als ein Gebilde von meisterhaft komponiertem
und einfach nur großem Songwriting in sich zusammenstürzen, wie zum Beispiel auf dem zweiten Track "Burial At Sea".

Ein definitives Highlight von "Hymn To The Immortal Wind" stellt der vierte Song, "Pure As Snow", dar. Als mit Abstand der atmosphärischste Song der Platte erschafft "Pure As Snow (Trails Of The Winter Storm)" eine klangliche Winterlandschaft, welche am inneren Auge des Hörers vorbeizieht und die Sehnsucht weckt, bevor der Song dann im besagten Wintersturm ausbricht und nun doch den für frühere MONO-Songs typischen Weltuntergang heraufbeschwört. Hier kommt auch eine weitere meisterhafte Gitarrenarbeit zum Tragen, eine überaus atmosphärische Leadspur mit einem sogenannten "White-Noise"-Effekt, welcher wie ein wütender Wintersturm zwischen dem melancholischen Klanggebilde des Songs herausbricht, dann wieder mit eins wird, bevor sich gegen Ende des Songs der Sturm abflaut und nur eine rege Erinnerung dessen zurückbleibt. Grandios.

Der fünfte Song "Follow The Map" erinnert dann wieder etwas an ältere MONO-Songs, wie "Sabbath" zum Beispiel, jedoch nie ohne den etwas neueren klassischen Touch der Band von 2009. "Hymn To The Immortal Wind" sind sieben Tracks, welche das bislang epischste und vielleicht auch beste Werk von MONO darstellen. Alte Fans der Band werden das Album beruhigt in die Arme schließen können, andere dagegen werden vielleicht auf Grund der Musikgewalt zu Grunde gehen, jedoch bleibt "Hymn To The Immortal Wind" ein großartiges Album, welches die Erwartungen darauf bei Weitem übertroffen hat. Die sieben instrumentalen Tracks sind episch, euphorisch, eingängig, unique, sehnsüchtig, virtuos, ein gewaltiges Stück Bandentwicklung und, trotz Gefahr des inflationären Wortgebrauchs, nahezu perfekt. Vor dieser Band ziehe ich meinen Hut.

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