Rose Tattoo - Blood Brothers

Stil (Spielzeit): Hard Rock (40:58)
Label/Vertrieb (VÖ): Armageddon/Soulfood (14.02.2007)
Bewertung: Sie können es immer noch (7/10)

Die Spannung war groß. Würde ROSE TATTOO auch ohne den im vergangenen Jahr verstorbenen Gitarristen Pete Wells (RIP) gelingen, ein Album aufzunehmen, das ihre Fans zufrieden stellt? Die vorab erschienen Single „Black Eyes Bruiser“ ließ hoffen, dass sich zumindest der Standard des letzten, nicht ganz unumstrittenen Albums „Pain“ halten lassen würde. Doch die Spannung bleibt, wurde doch neben Wells auch der zweite Gitarrist und Riff-Lieferant Rob Riley ersetzt.

Entsprechend erwartungsvoll war ich, als die CD das erste Mal in den Player wanderte, doch der erste Durchlauf wollte nicht so recht zünden. Mit der Zeit und einigen weiteren Versuchen allerdings konnte ich erfreut feststellen, dass das Album eine Reihe von wirklich guten Songs aufweisen kann. Genau genommen hat etwa die Hälfte echtes Potenzial…die erste Hälfte. Nach dem schon bekannten Black Eyed Bruiser, das ich bei der Betrachtung des gesamten Albums irgendwo im Mittelfeld einordnen würde. Slipping Away ist dagegen schon eine kleine Steigerung. Besonders der leicht hymnische Chorus könnte live, ein textsicheres Publikum vorausgesetzt, für Stimmung sorgen. Diese Tugend baut Once In A Lifetime fast bis zu Perfektion aus. Außerdem wird hier zum ersten Mal auf diesem Album die Slide Gitarre wieder vordergründig eingesetzt und das echte ROSE TATTOO Feeling kommt auf. Richtig nostalgische Gefühle kommen spätestens bei 1954 auf, und das nicht nur, weil sich das Stück mit einem tief im australischen Nationalbewusstsein verwurzelten Aufstand von Minenarbeiter aus eben diesem Jahr handelt, nein, diese Nummer hätte auch auf „Scarred For Life“ stehen können. Der schleppende und schwere City Blues schließt diesen Block, und wäre die CD hier am Ende, wäre ROSE TATTOO eine praktisch perfekte EP gelungen. So aber kommen weitere sechs Songs, die zwar durch die Bank gut sind, aber eben nicht an die Klasse der ersten Hälfte anschließen können. Sweet Meat, das sich mit der Sexualisierung der Gesellschaft befasst, macht den Anfang. Man About Town ist ein schöner, geradliniger Riff-Rocker typisch australischer Machart, bei dem man einfach Mitwippen muss. Creeper und Stand Over Man sind eher unspektakulär, während mir Nothing To Lose wieder sehr viel besser gefällt, das Stück erinnert an die „Southern Stars“ Phase. Der Rausschmeißer Lubricated klingt wie die Fortsetzung von Illustrated Man vom „Pain“ Album.

ROSE TATTOO ist mit „Blood Brothers“ nicht der ganz große Wurf gelungen, der, wenn man sich die erste Hälfte anhört, vielleicht möglich gewesen wäre. Wenn man sich allerdings anschaut, was andere legendäre Band in den letzten Monaten und Jahren abgeliefert haben, sollte man mehr als dankbar sein, dass die Australier nicht an ihrem eigenen Denkmal kratzen und nach wie vor ein so starkes Album abliefern können.