Jess And The Ancient Ones - Vertigo

Jess And The Ancient Ones - Vertigo

Mit “Vertigo” legen die finnischen Psych-Rocker JESS AND THE ANCIENT ONES ein Album wie immer vor – fordernd. Die subtile Schönheit muss man sich erarbeiten.

Der Metal-Faktor der Anfangstage ist weg 

Seit dem letzten Album “The Horse And Other Weird Tales” hat die Band die Gitarrenfront auf eine Klampfe reduziert. Auch auf “Vertigo” wird der Sound maßgeblich von Orgeln und der Stimme von Frontfrau Jess getragen. Das lässt den Metal- oder Hard-Rock-Faktor, mit dem die Band mal in ihre Karriere gestartet war, fast verschwinden. JESS AND THE ANCIENT ONES sind zur reinen Psychedelic-Kapelle geworden, die mega-authentisch nach den späten 60ern und frühen 70ern klingt. Allerdings zu einer mit sehr heftigem Sound.

JESS AND THE ANCIENT ONES sind okkult, progressiv und mystisch 

Songwriter Thomas Corpse nennt das Album einen Bruder des Vorgängers. Das stimmt, denn beide klingen sehr ähnlich, auf eine verspielte Art okkult und düster, progressiv und mystisch. Auch die zahlreichen Sprachsamples sind zurück, die das Gefühl verstärken, das auch antike Gruselfilme vermitteln. 

“Vertigo”: Vielschichtige und opulente Songs 

Anfangs war ich nur mäßig begeistert, doch nach einigen Durchläufen haben sich mehr und mehr Songs erschlossen. Jetzt kann ich sagen, dass “Vertigo” im Vergleich zum Vorgängeralbum etwas fokussierter klingt und seltener ins Dudelige abdriftet. JESS AND THE ANCIENT ONES schichten noch immer sehr viele Ebenen übereinander und spicken ihre Songs mit Details, die nicht alle notwendig wären. Doch unterm Strich macht diese Opulenz mächtig Spaß - auch deshalb, weil Jess zahlreiche Ohrwürmer der Klasse Zwei abliefert: Es dauert ein bisschen, aber dann zünden viele der Gesangsmelodien doch, zumal ihre Stimme nach wie vor eine im doppelten Sinn Wahnsinns-Klasse hat (klasse, aber stellenweise überdramatisch). Einen Sinn für Drama und Dudelei muss man schon mitbringen, aber dann ist “Vertigo” ein cooles Album.