Dustin Kensrue - Please Come Home (EP) Tipp




Stil (Spielzeit): Singer/Songwriter, Blues, Country (29:49)
Label/Vertrieb (VÖ): Equal Vision / Cargo (16.02.07)
Bewertung: 9 / 10  Einfach, aber bewegend
Link: http://www.dustinkensrue.com/
http://www.myspace.com/dustinkensrue
Die letzte THRICE-Platte hatte es ja bereits gezeigt: Dustin Kensrue, Sänger, Gitarrist und Songschreiber der genanten Emo/Screamo/Metalcore/UndNochVielesMehr-Überflieger aus Irvine, USA hat noch ganz andere musikalische Vorlieben.
Und denen frönt er auf dieser wundervollen EP auf beeindruckender Weise. „Please Come Home“ umfasst acht Songs zwischen Blues, Country und Singer/Singwriter. Er ist ja nicht unbedingt der erste Sänger eine härteren Band, welcher sich in diesem Gebiet versucht, aber einer der wenigen, dessen Musik mich so umhaut. Hier klingt nichts nach Emo oder zwanghaftem Ausbruch von festgefahrenen Strukturen. Ähnlich wie es bereits „Earth Will Shake“ auf dem letzten THRICE-Album zeigte, scheint sich Kensrue (der auch noch den Bass, die Mundharmonika und die Percussions bedient hat) auch in der Südstaatenmusik seines Landes auszukennen. Denn die EP (von dessen Gewinn Dustin fünf Prozent spendet) klingt vor allem „erdig“ und „herzlich“.
Die Songs sind nicht sonderlich schwierig oder ausgefallen arrangiert – selbst das Schlagzeug, welches manche Songs begleitet, ist meist nur spartanisch dabei. Das ist perfekte Musik für eine verrauchte Bar und einen verkaterten Sänger, der seinen Weltschmerz und seinen Liebeskummer/Liebestaumel in seine Songs verpackt. Einzig so offene und deutliche Bekenntnisse zur Religion wie in „I Believe“ machen mich ein wenig stutzig. Die EP klingt im besten Sinne des Wortes nach „Lagerfeuer“ und hat dabei aber mehr mit JOHNNY CASH als nach „Hippiemuckke“ gemein, um mal einen Punkrockbegriff zu nutzen.
Dazu kommt natürlich noch diese wundervolle Stimme, die roh aber trotzdem gefühlvoll ist. Er klingt zwar nicht nach HOT WATER MUSIC, aber eben auch nicht nach Emo. Und wie er diese Stimme einsetzt, klingt, als hätte er nie etwas anderes getan. Wer bei der oben beschriebenen Musik immer gleich Angst bekommt, nur bereits tausendfach gehörte Song neu interpretiert vorgesetzt zu bekommen, wird es mit „Please Come Home“ nicht einfach haben – den von Innovation oder Finesse ist die EP so weit entfernt wie THRICE vom StandartEmo. Aber wer geniale Songs zu schätzen weiß, wenn er sie hört, wird höchstens ärgerlich, dass es nicht für ein ganzes Album gereicht hat. Alleine ein Song wie das von einer Orgel getragenen „Blanket Of Ghosts“ oder der Titeltrack lassen mich immer wieder auf „Replay“ drücken.
Falls Mister Kensrue noch mal das Bedürfnis haben sollte, ein solches Projekt zu verwirklichen, werde ich sofort Cowboy-Hüte und Gitarrensaiten spenden – ich möchte mehr davon!