High On Fire - Snakes For The Divine Tipp



Stil (Spielzeit): Stoner/Doom/Heavy Metal (41:42)
Label/Vertrieb (VÖ): Century Media/EMI (05.03.10)
Bewertung: 9,5/10

Link: http://www.highonfire.net
Ich bin süchtig, seitdem ich diese Songs zum ersten Mal auf dem Heimweg in der Straßenbahn gehört habe und die halbstündige Fahrt wie im Flug verging. Süchtig nach einem Album, das zig verschiedene, düstere Metalstile vereint und durch seine Räudigkeit und Energie eine atemberaubende Atmosphäre erzeugt. Süchtig nach einem Album, das Elemente aus Stoner, Doom, Thrash, Death und Heavy Metal enthält und trotzdem ganz anders klingt, als es sich liest. Süchtig nach einem Album, das an eine Mischung aus HAIL OF BULLETS, RAM und BLACK SABBATH erinnert. Kurz: Ich bin absolut süchtig nach „Snakes For The Divine".

Das sechste Album des amerikanischen Trios beginnt mit unerhört melodischen Gitarrenläufen, die den Titelsong perfekt einleiten. Bereits der Opener enthält sämtliche HIGH ON FIRE-Trademarks: Die wuchtigen, göttlichen Riffs und Soli von Matt Pike, den tiefen, knarzenden Bass von Jeff Matz und die unglaublichen Drums von Des Kensel. Nur mit einer kleinen, aber bedeutenden Prise Melodie gewürzt erschaffen HIGH ON FIRE bereits mit „Snakes For The Divine" ein Klangbild, das zum Sterben geil ist und immer wieder neue Details offenbart. Grandioser geht es eigentlich nicht, doch „Frost Hammer" belehrt den Hörer eines Besseren: Pike singt im epischen Mittelteil fast clean und zieht mit dieser eingängigen Passage sämtliche Aufmerksamkeit auf sich, soliert einmal mehr absolut brillant, und was Kensel hinter der Schießbude veranstaltet, ist einfach unbeschreiblich. Was der Mann am Schlagzeug zustande bringt, muss man mit eigenen Ohren wahrnehmen. Ich habe selten solch versierte, zugleich filigrane und doch ungemein kraftvolle Drums gehört. Weltklasse!

„Bastard Samurai" beginnt mit wabernden, harmlosen Gitarren, mit dem einen HIGH ON FIRE fast in die Irre führen. Dann wandelt sich der Song zu einem düster-bedrohlichen, schwergängigen Brecher, in dem Pikes Stimme die deutlichsten Ähnlichkeiten zu Lemmy aufweist. Sein knarziger Gesang passt wie die Faust aufs Auge zu den schweren Riffs auf „Snakes For The Divine", das sich durch eine ungemein intensive Atmosphäre und abwechslungsreiche Songs auszeichnet. Keine Nummer klingt wie die andere, und doch ist immer die Handschrift des Trios zu erkennen. Obwohl der Nackenbrecher „Ghost Neck" oder „Fire Flood And Plague" durch ihre räudige Attitüde und die Geschwindigkeit als Meisterwerke durchgehen, sind es die Details, die „Snakes For The Divine" zu einer Lehrstunde in Sachen Heavy Metal machen. Die geschickt eingesetzten Melodien etwa, die in „Holy Flames Of The Fire Spitter" und „How Dark We Pray" zu finden sind, oder die hypnotischen Gitarrenleads machen das neue Album der Kalifornier zu einem einzigen Geniestreich. HIGH ON FIRE fühlen sich sowohl in thrashigen Speedattacken als auch in Sludge-mäßigen Passagen zu Hause und sind unglaublich begnadete Musiker, die ihre Instrumente perfekt beherrschen. Greg Fidelman hat den Amerikanern zudem einen dröhnenden, erdigen, warmen und zugleich modernen Sound zurecht geschneidert, der die tonnenschweren Riffs zwar ein wenig in den Vordergrund stellt, ansonsten aber auch Bass und den wahnsinnig guten Drums sowie dem Gesang genügend Raum bietet.

„Snakes For The Divine" atmet den Duft von Schweiß, Arbeit und Staub; es schmeckt nach einem herben Bier, an dessen Flasche sich Kondenstropfen bilden, und nach Whiskey aus einem schmutzigen Glas. Es ist ein Meisterwerk in Sachen Old School-Metal und schreit danach, wieder und wieder auf Repeat gestellt werden. Wie bereits erwähnt: Ich bin süchtig!