Link: http://www.thin-lizzy.info
Eine weitere Biografie, die sich mit dem Leben und der Karriere des Ausnahme Künstlers PHIL LYNOTT befasst. Der erste irische Rockstar mit Weltruf wurde in der Vergangenheit post mortem immer wieder „Opfer“ von schlecht recherchierten Biografien. Und auch wenn Mark Putterford sozusagen der Hans Dampf in allen Gassen unter den Biografen ist (unter anderem auch METALLICA, AEROSMITH), kann man seine Biografie „Phil Lynott – The Rocker“ durchaus als gelungen bezeichnen.
Was sich sonst ausführlich auf mehrere Biografien verteilt, hat Mark Putterfford versucht, in einem Werk zusammen zu fassen. Hier geht es nicht nur um THIN LIZZY, nicht nur um Phil Lynott, nicht nur um die Musikszene dieser Zeit im Allgemeinen, sondern er reist alle Aspekte, die mit dem leider viel zu kurzen Leben Phil Lynotts zu tun haben, mehr oder weniger detailliert an.
Das in neun Kapitel unterteilte Buch gibt einen ganz guten Einblick über Phils Leben, mit allen Höhen und Tiefen, ohne ihn jedoch heilig zu sprechen. So handelt ein Kapitel (Pills, Powders & Potions) komplett von der langen Drogenabhängigkeit Phil Lynott’s, die ihm schließlich im Januar 1986 zum Verhängnis wurde.
Ein Kapitel beschäftigt sich mit der Kindheit des kleinen, farbigen Phil, der ohne seinen Vater aufwuchs, und der zusammen mit seiner Mutter viele Hürden nehmen musste, da es zu dieser Zeit und in diesem erzkatholischen Land a) eine Schande war, ein uneheliches Kind zu haben und b) eine noch größere Schande, wenn es farbig war.
Wen diese Geschichte noch mehr interessiert, dem kann ich nur allerwärmstens „My Boy“ empfehlen, ein Buch das von seiner Mutter verfasst wurde und alleine schon aus diesem Grund äußerst authentisch und glaubwürdig ist.
Natürlich widmet der Autor ein Großteil dieses Buches THIN LIZZY, und auch hier kommen viele Augenzeugen aus dieser Zeit zu Wort, allen voran die Musiker, mit denen Phil Lynott in dieser Ausnahmeband zusammen spielte. Von Eric Bell bis Gary Moore und dem einzigen THIN LIZZY Drummer Brian Downey, alle geben ihre Kommentare und Erinnerungen zum Besten. Jede Besetzung und jedes Album inklusive der dazugehörigen Recording Sessions und Touren wird angesprochen oder erwähnt. Im Mittelpunkt dieses anekdotenreichen Kapitels steht aber immer und jederzeit Phil Lynott.
Das letzte Kapitel, treffenderweise „The Sun Goes Down“ betitelt, handelt von den letzten Tagen und Stunden Phil Lynott’s, und beschreibt, wie groß der Schock unter seinen Freunden und seiner Familie war, obwohl alle damit rechnen mussten, dass dies passieren kann.
Auch auf die ersten Versuche, THIN LIZZY nach Phils Tod zu reformieren, wird eingegangen. Diese Versuche scheiterten alle kläglich, denn auch wenn die Musiker, die bei THIN LIZZY spielten, alles große Persönlichkeiten und geniale Musiker sind, kommt man doch nicht erst nach diesem Buch zu der Erkenntnis, dass Phil Lynott THIN LIZZY war, und sonst niemand.
Am Ende des Werks befindet sich eine sehr ausführliche Diskografie, die ALLE Veröffentlichungen Phil Lynott’s beinhaltet, inklusive aller Singles, EPs, Sampler und Soloscheiben.
281 Seiten, die sich mehr als kurzweilig sind, zwar nicht immer ins Detail gehen, aber wenigstens alles kurz anschneiden. Für detailliertere Beschreibungen einzelner Stationen aus Phils Leben gibt es sicher andere und genauere Bücher, aber ich habe bisher keins gefunden, in dem so viele Bereiche angeschnitten werden.
Also eine lohnenswerte Anschaffung für alle, die sich mit einem Buch gut informieren möchten. Leider kann ich nichts über die ins Deutsche übersetzte Ausgabe sagen, sofern es überhaupt eine gibt. Die englische Ausgabe ist aber auch sehr einfach zu lesen, und man muss wirklich nicht fließend und fehlerfrei Englisch beherrschen, um damit klar zu kommen.
Die „Bibel“ aller Phil Lynott Bücher aber ist und bleibt „My Boy“ von Philomena Lynott, eigentlich mehr eine Liebesgeschichte, aber gerade deswegen so unglaublich persönlich und intim.
Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out