Alex Gräbeldinger - Verloren im Weltall, verwahrlost auf Erden

Alex Gräbeldinger - Verloren im Weltall, verwahrlost auf Erden

Alex Gräbeldinger legt mit "Verloren im Weltall, verwahrlost auf Erden" nach. Leider steht die Länge des Titels nicht im Verhältnis zum Inhalt und das mittlerweile dritte Buch des Ox-Kolumnisten, Punks, Opfers, Ex-Drummers und Am-Leben-Zweiflers gibt nicht viel Neues her. Das Vorwort von Jörkk Mechenbier ist etwas zu persönlich geraten, verliert sich in Insidern und bietet einem Außenstehenden genauso wie das von ihm beigesteuerte Interview mit dem Autor auch relativ wenig Mehrwert und grenzt schon an Zeit- und Ressourcenverschwendung.

Was hat ihn bloß so ruiniert?

Alle Geschichten über Saufen und Scheitern scheinen bereits in den beiden Vorgängern erzählt worden zu sein und Geschichten über einen volltrunkenen Mittdreißiger, der sonntags noch vor Mittag im Stadtpark versackt, entlocken dem geneigten Leser nur ein müdes Lächeln. Immerhin sind seit der ersten Veröffentlichung einige Jahre vergangen. Jahre, die man nutzen konnte. Amüsant, aber auch leider auch nicht weltbewegend, sind die Geschichten von der Ox-Lesereise. Christoph Parkinson, H.C. Roth und Alex Gräbeldinger himself erzählen aus ihrer jeweiligen Sicht die Geschichte der Reise. Das eigene Infragestellen des Sein und Tuns liest sich in vorgestelltem Zusammenhang schon spaßig. Stark sind auch, wie immer, die Illustrationen von Aku, die den Kern der Sache immer gut treffen und den etwas drögen und leider wiedergekäuten Inhalten etwas mehr Charme verleihen.

Am Anfang gibt es also noch witzige Anekdoten, die – von Alter und Erfahrung her – zu dem Zeitpunkt vertretbar und kurzweilig sind. Traurig wird es, wenn Alex sich im letzten Teil von "Verloren im Weltall, verwahrlost auf Erden" ausführlich seinem Therapietagebuch widmet. Intensive psychologische Betreuung war angeblich nötig, nachdem seine Frau und er sich getrennt haben. Spätestens hier wünscht man sich, dass der Autor Gräbeldinger diesmal stark übertreibt und hier keine wahre Begebenheit, kein wirklich bitteres Scheitern beschreibt. Der abgebildete Therapieplan und das Kinderbild vom Autor lassen einen anderen Eindruck entstehen. Man kriegt schon fast Mitleid, denn Gräbeldinger scheint nichts genießen zu können, scheint sich stets in Zweifel und Delirium zu retten oder zu verlieren. Darüber zu lachen, grenzt schon fast an Mitschuld.

Besser in kleinen Dosen genießen

Am Ende fragt man sich, was "Verloren im Weltall, verwahrlost auf Erden" eigentlich sein möchte. Eine Biografie über das Scheitern? Ein Buch über Sucht, getarnt vom Deckmantel des Punk? Wahrscheinlich sind es unterm Strich doch nur Kurzgeschichten und Momentaufnahmen, gesammelt seit 2011, die wohl besser auch solche geblieben wären bzw. nur als solche genießbar sind.

ISBN-10: 3981277244
ISBN-13: 978-3981277241