Anekdoten wie im Biergarten
“Gschichtn” ist ein sehr sprechender Titel, denn ohne roten Faden erzählt MARCO POGO hier Anekdoten, als würde er betrunken im Biergarten sitzen, wo man sich eben gegenseitig mit lustigen Storys unterhält. Davon hat er viele: Immerhin war er schon in Russland und China auf Tour, hat in Wien Politikluft geschnuppert und war dabei oft genug so bierselig, dass der nächste Schritt ins Abenteuer wohl ganz von selbst kam.
“Gschichtn” liest sich für Norddeutsche etwas fremd
Rausgekommen ist ein unterhaltsames Büchlein, das sich gut entweder von vorne bis hinten weglesen lässt – oder man springt direkt zu den Kapiteln, die einem spannend erscheinen. Dass MARCO POGO mit Fußnoten diverse österreichische Begriffe erklärt, ist ein nettes Zugeständnis an die Leserschaft, dennoch liest sich “Gschichtn” für Norddeutsche zum Teil recht fremd. Das trägt aber durchaus zum Charme bei.
“Gschichtn” mäandert locker-luftig vor sich hin, und oftmals wünscht man sich, MARCO POGO würde mehr ins Detail gehen und die Oberfläche seiner Anekdoten verlassen. Oder er hätte gleich eine Biographie geschrieben, was er allerdings, wie er mehrfach betont, durchaus noch vorhat – Titel: “Bierographie”.
Lektorat hätte gutgetan
Stilistisch schreibt MARCO POGO so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Nun, viele Musiker schreiben, und die allerwenigsten sind gute Autoren. Das muss auch MARCO POGO nicht sein, aber ein gutes Lektorat hätte dem Buch sicher gutgetan. So sind die 135 Seiten voller Redundanzen wie diese: “Ich nützte jedes meiner Konzerte auch gleich als Wahlveranstaltung, obwohl gar keine Wahl anstand. Aber das machte nichts, denn man konnte ja einfach so tun, als ob eine Wahl anstünde.” Hätte man das alles gestrichen, wäre die Seitenzahl vielleicht zweistellig geblieben.
Tiefschürfendes darf man also nicht erwarten. Aber wer Fan von MARCO POGO und TURBOBIER ist oder was zum Lesen am Strand oder auf dem Festival sucht, macht mit “Gschichtn” nichts falsch.