Stephen Davis - Hammer Of The Gods. Led Zeppelin - Die Saga (Hörbuch - 3CDs)

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Stil (Spielzeit): Biographie/Hörbuch (3:52:08)
Label/Vertrieb (VÖ): Rockbuch Verlag/Edel (08.10.09)
Bewertung: 6/10

Links: www.ledzeppelin.com
 

LED ZEPPELIN ist ein Name, der eigentlich jedem Rocker das Herz höher schlagen lassen muss. Die Briten dürfen sich zu den Wegbereitern der Heavy Metal zählen und gehören zu den einflussreichsten Bands der Musikgeschichte. Stephen Davis andererseits gilt als einer der Väter der modernen Musikerbiographie und verdankt diesen Ruf nicht zuletzt auch seiner bereits 1985 erschienenen LED ZEPPELIN Biographie „The Hammer Of The Gods", die letztes Jahr als Folge des Kurzzeit-Comebacks mit einem Auftritt im London im Dezember 2007 erschienen ist und jetzt in einer von Uwe Ochsenknecht gelesenen Hörbuchfassung vorliegt. Was für eine Mischung.

Das Buch selbst wurde schon in seiner ursprünglichen Auflage kritisiert, weil Davis, der die Band Mitte der 70er als Redakteur des Rolling Stone Magazins für zwei Wochen begleitete, nicht mit den Musikern selbst, sondern mit Menschen aus dem nicht immer unbedingt näheren Umfeld der Band sprach. Vor allem Tourmanager Richard Cole, der sich im Streit von der Band trennte, ist eine der Hauptquellen.
Das Hörbuch ist eine gekürzte Fassung, die kurz vor der ersten US Tour, also noch vor der Veröffentlichung des ersten selbstbetitelten Albums, ansetzt und die Vorgeschichte der vier Musiker, wie die YARYBIRD Vergangenheit von Jimmy Page, und die Gründungsphase auslässt. Von da an wird die Geschichte von den ersten Erfolgen in Amerika über den bis dahin lukrativsten Vertrag, die exzessiven Ausschweifungen der Hochphase Mitte der 70er bis zum von Schicksalsschlägen und den nachlassenden Bedeutung Abstieg, der mit dem Tod von Schlagzeuger John Bonham 1980 im abrupten Ende von LED ZEPPELIN endet, erzählt.
Das ganze wird in einer unterhaltsamen Aneinanderreihung interessanter, manchmal lustiger und oft absurder Anekdoten, wie den schon legendären Orgien mit Groupies, bei denen einige Gegenstände und verschiedene Tiere eine Rolle spielen, Drogentrips nahezu aller in der Band und deren Umgebung und die Gewaltausbrüche der Musiker, allen voran immer wieder Bonham.
Das hat allerdings auch zur Folge, dass die Biographie die meiste Zeit an der Oberfläche bleibt und sich von Sensation zu Sensation hangelt. Die Beweggründe und Emotionen der Musiker kommen nur selten zum Vorschein und wenn, muss an der Authentizität zumindest gezweifelt werden, wenn wieder nur Cole, Musikjournalisten oder verschiedene Groupies dazu Auskunft geben. So schleichen sich immer wiederkehrende Stereotypen ein, wie „das Tier" Bonham und der okkulte Page. Ohnehin umstritten ist in Fankreisen auch die Übersetzung ins Deutsche, bei der mancher Leser älterer Ausgaben einiges an Fluss und Humor vermisst.

Uwe Ochsenknecht macht seine Arbeit recht ordentlich. Meistens bleibt er in dem überwiegend sachlichen Ton des Textes, betont nur Zitate, was vor allem dann etwas überzogen wirkt, wenn die Aussage vor stumpfer Profanität geradezu trieft, und das kommt häufig vor.
Besonders peinlich wird es, wenn der Text von einem erzählenden Stil zu einem beschreibenden und die Sinneneindrücke in Groteske überhöhende und beschwörende wechselt, dann aber nach wenigen Sätzen wieder im alten Trott ankommt. Das allerdings ist selbstverständlich nicht Ochsenknechts Schuld, sondern Davis'. Aber man merkt Ochsenknecht hier und da an, dass er selbst nicht ganz sicher ist, welche Stimme jetzt passender wäre, wenn Davis ein Konzertpublikum etwa mit den Nürnberger Parteitagen der Nazis vergleicht.

Wer sich schon mit der Geschichte von LED ZEPPEIN befasst hat, wird in diesem Hörbuch nichts Neues entdecken. Viele der mehr oder weniger unglaublichen Geschichten haben schließlich in der Vorlage ihren Ursprung. Wer das Buch selbst kennt, egal in welcher Sprache, muss selbst entscheiden, ob er bzw. Teile davon noch einmal vorgelesen bekommen möchte.
Für LED ZEPPELIN Einsteiger mag „The Hammer Of The Gods" genau der schlüpfrige Einsteig in eine Aura von Maßlosigkeit sein, die aus der Band eine Legende gemacht hat, die weit über ihr Musik hinausgeht. Wirklich nah kommt man den Musikern aber nie.