Accept - Blood Of The Nations



Stil (Spielzeit): Heavy Metal (67:30)
Label/Vertrieb (VÖ): Nuclear Blast (20.08.10)
Bewertung: 8/10

Link: http://www.acceptworldwide.com/
ACCEPT waren ohne Zweifel eine der wichtigsten, wenn nicht die bedeutendste Metalbands Deutschlands. Und jetzt das: Ein neuer Sänger, der eben nicht Udo Dirkschneider heißt, und ein neues Album. Demontiert sich eine Legende selbst? Die Antwort lautet ganz klar nein, denn "Blood Of The Nations" ist feinster traditioneller Stahl, der songwriterisch über weite Strecken funkelt und glänzt. Und: Überraschung! Mark Tornillo klingt wie ein Bruder seines schier übermächtigen Vorgängers und braucht sich zu keinem (!) Zeitpunkt hinter der Leistung eines Udo Dirkschneiders zu verstecken – eher im Gegenteil.

Doch der Reihe nach: zwölf Songs, 67 Minuten Spielzeit, der alte Bandschriftzug, martialische Titel. ACCEPT sind zweifellos wieder da und lassen mit "Blood Of The Nations" gehörig aufhorchen. In "Beat The Bastards" kann der neue Mann am Mikro, Mike Tornillo, direkt unter Beweis stellen, was für ein klasse Sänger er ist. Ein cooler Uptempo-Opener mit schneidenden Gitarren, der einen fies grinsen lässt und mit einem typischem ACCEPT-Chorus versehen wurde – besser hätten die Deutschen wohl kaum in das Album starten können. Das bereits seit längerem bekannte "Teutonic Terror" macht seinem Namen alle Ehre: ein straightes Riff, tolle Soli, "Ohohoh"-Chöre in der erhabenen Bridge, knallharter Ohrwurm-Refrain, dazu eine geschlossene Bandleistung, und über allem thront erneut Mark Tornillo. "The Abyss" ist mit leisen Akustikgitarren in den Strophen und einem klasse Break, das einen kurzen Abstecher in Powerballaden-Gefilde erlaubt, etwas breitwandiger angelegt und benötigt deshalb genau wie das abwechslungsreiche, düstere "Shades Of Death" (mit Tornillos bisher reifster Leistung) mehr als einen Durchgang, um vollständig und unwiderruflich zu zünden. Der Titeltrack ist ein Stampfer mit epischem Refrain, tollen Gitarrenleads und überhaupt sehr überzeugender Gitarrenarbeit, die "Blood Of The Nations" auch auf gesamte Albumdistanz bescheinigt werden kann.

Mit "Locked And Loaded" legen ACCEPT wieder eine Schippe drauf: Doublebass-Power und quietschende Riffs, aber der Refrain ist nicht ganz so zwingend. Ähnliches lässt sich für "Rollin' Thunder" sagen: Ebenfalls nicht schlecht, aber auf "Blood Of The Nations" stehen auch stärkere Nummern. Mit "Kill The Pain" kommt dann auch die erste und einzige Halbballade zum Zuge. Nicht besonders spektakulär, aber sehr hörenswert. Dennoch scheint ab und zu durch, dass das überragende Niveau der ersten Nummern nicht auf die volle Albumlänge gehalten werden kann. Es schleichen sich manchmal ein paar eher durchschnittliche Momente wie der einfallslose Refrain von "No Shelter", das ansonsten mit variablen Bassläufen sehr nett tönt, ein. Glücklicherweise gehören diese Momente aber zu den seltenen, und ACCEPT zeigen somit allen Zweiflern, dass sie es auch nach dreißig Jahren immer noch drauf haben. "Pandemic" startet mit einem bandtypischen Riff und ist wieder ein Stampfer, der durch tolle Gitarrenarbeit, Tornillos Gesang und einen simplen, aber effektiven Refrain begeistert. "Bucketful Of Hate" bietet zum Schluss noch mal das gesamte ACCEPT-Repertoire auf: treibende Drums, tolle Riffs und Soli, Chöre und ungewohnte arabische Einsprengsel am Ende entlassen den Hörer nach 67 Minuten in die Stille.

Mich kickt die erste Hälfte des Albums etwas mehr als die zweite, generell kann ACCEPT aber attestiert werden, dass das Comeback ohne Dirkschneider absolut gelungen ist. Dank eines famosen Einstiegs, einer formidablen Gesangsleistung und einer druckvollen Produktion ist "Blood Of The Nations" sowohl für Die hard-Fans und Neulinge, die traditionellen Metal bevorzugen, gleichermaßen den Kauf definitiv wert.