Gorgoroth - Black Mass Krakow 2004


Stil (Spielzeit): Black Metal (geschätzte 55 min.)

Label/Vertrieb (VÖ): Metal Mind Prod. (09.06.08)
FSK: Freigegeben ab 18 Jahren
Bewertung: 6,5 / 10
Link: www.gorgoroth.info

Das nenne ich doch mal rezensentenfreundlich. Da kann man gleich zwei Reviews mit denselben Sätzen einleiten und sich anschließend recht kurz halten. Nachdem die beiden Fraktionen Gaahl / King vs. Infernus sich vom Patentamt ganz bürgerlich die Namens- und Logorechte auseinanderklamüsern ließen, anstatt sich standesgemäß ans umgedrehte Kreuz zu nageln, erscheinen zeitgleich zwei Datenträger bei unterschiedlichen Labels: Eine CD, aufgenommen angeblich live in der „Grieghallen“ zu Bergen und eine DVD mit dem Mitschnitt des angeblich skandalösen Auftritts in Krakau von 2004. – Welches Teil nun unter der Flagge von welchem Teil erscheint? Beide gehen, glaube ich, auf das Konto von Infernus, denn sie sind beide auf gorgoroth.info aufgeführt, seiner „official Gorgoroth website“.
Während auf der „official Gorgoroth website“ gorgoroth.org von Gaahl / King nix erwähnt ist. Aber letztlich ist das ja auch egal.


Das Konzert der DVD ist wie gesagt in Krakau aufgenommen und ungefähr so skandalös wie die Weihnachtsfeier einer Seniorentanzgruppe. Trotzdem haben die polnischen Behörden wohl richtig Alarm gemacht. (Und FSK 18) Ob wegen der abgeschlagenen Schafsköpfe, unter denen sie möglicherweise die Häupter von Lolek und Bolek Kaczy?ski vermutet haben, oder ob die langweiligen nackten GO-GO-Girls, die wie angenagelt vor Kreuzen herumstanden, der Stein des Anstoßes waren, entzieht sich meiner Kenntnis. Tierquälerei kann’s nicht gewesen sein; die Tiere waren beim Gig definitiv tot. Und ein Verstoß gegen Artikel 196 des polnischen Strafgesetzbuchs (Verletzung religiöser Gefühle) war’s wohl angesichts der mentalen Verfassung des Publikums auch nicht. Jedenfalls ist aus der erhofften Wiederholung publicityträchtiger, aber nicht zu langer Haftstrafen nix geworden und nun gibt es das Ereignis mit etwas Verzögerung am Monitor zu genießen, was darauf schließen lässt, dass von Amts wegen alles tatsächlich halb so wild war, wie es mir nicht vorkommt.

Als Extras: Eine langweilige Bildergalerie; eine Band Bio- / Diskographie, zwei Bonustracks vom Full-Force in „truester“ Mobilphon Qualität. Das war’s.


Der Krakauer Gig ist hingegen absolut solide in Sachen Sound- und Bildqualität. Fraglich nur, ob man mit transparentem 5.1 Dolby-Surround und klasklaren, unverwackelten Bildern den akustischen und visuellen Geschmack der schwarzen Gemeinde trifft. Denn beides ist nicht nur hochgradig „untrue“, sondern entzieht dem potentiellen Gemetzel tatsächlich eine Menge Energie. Die Schnittfolge verbreitet auch nicht gerade zuviel Hektik. Typischer als der Sound ist das Stageacting, das Black Metal konform ist, weil es sich im Wesentlichen auf böse oder cool Gucken beschränkt. Ansprachen ans Publikum gibt’s nicht, und abgesehen vom wechselseitigen Hinhalten zweier abgespreizter Finger auch keine weitere Interaktion. Rauf auf die Bühne, 13 Stücke hintereinander wegspielen und runter von der Bühne. A Bisserl die Matten kreisen lassen, während die Menge an abgefackelter Pyrotechnik auf ein größeres Budget schließen lässt. Das war’s hierzu. Dass Gaahl den Bewegungsdrang eines Faultiers auf Valium hat, passt zu seinem ohnehin angeschlagenen Ruf, ein rechter Schlaffi zu sein, der in Sachen Aggression weder an Pest noch Hat rankommt. Zu meiner Schande gestehe ich gern, dass ich das anders sehe. Das Dargebotene wird technisch einwandfrei und routiniert dargeboten. Die Songauswahl ist nicht übel.


Also: nicht viel zu meckern -- wenn Einen denn der aalglatte Sound nicht stört-- aber auch kein Grund, für diese DVD die Seele zu verkaufen.

1. Procreating Satan
2. Forces of Satan Storms
3. Possessed (by Satan)
4. Bergtrollets Hevn
5. The Rite of Infernal Invocation
6. Profetens Apenbaring
7. Of Ice and Movement...
8. Ødeleggelse og Undergang
9. Blood Stains the Circle
10. Unchain My Heart!!!
11. Revelation of Doom
12. Destroyer
13. Incipit Satan