Tool - Parabola & Schism (DVD)

tool schism / parabola


Stil (Spielzeit): Progressive ArtRock (jeweils ca. 30 Minuten)
Label/Vertrieb (VÖ): SonyBMG (13.01.06)
Bewertung: Das ist dann wohl Kunst (4/10)
Link: www.toolband.com

Alle TOOL-Fans sollten sich auf das im kommenden Frühjahr erscheinende neue Album freuen; die beiden separat erscheinenden DVD-Releases zu den Songs „Parabola" und „Schism" vom „Lateralus"-Release muss man hingegen nicht besitzen - es sei denn, man möchte die äußerst kunstvoll gestalteten Videos in ansprechender Qualität sein Eigen nennen. Der Rest, und das gilt für beide DVDs, ist - gelinde gesagt - eine herbe Enttäuschung.

Die Aufmachung lässt jedes Digipack-Fetischisten-Herz höher schlagen, der Dreiklappenfolder macht Einiges her. Auch die Booklets sind sehr ansprechend gestaltet in der jeweiligen Video-Optik und geben anhand einiger weniger Fotos Einblick in die Arbeit hinter den Kulissen. Das war es dann aber auch schon mit nützlichen Specials, denn auf den Silberlingen selbst befindet sich kein Making-Of, geschweige denn ein Interview oder irgendeine weitere wertvolle Information zu den Videos an sich. - Extrem schade wie ich finde, denn gerade bezüglich der sehr aufwändigen visuellen Umsetzung der Songs hätte ich gerne mehr über die Produktion und technische Details erfahren.

Die Menüführung ist sehr simpel gehalten: jeweils drei Menü-Blöcke lassen sich ansteuern und führen wahlweise zum normalen Video, zum Clip mit Audiokommentar oder dem jeweiligen Song-Remix.
Der Audio-Kommentar entpuppt sich inhaltlich leider als kompletter Griff ins Klo, auch wenn die Idee, Musikerkollegen ihren Senf dazu abgeben zu lassen, im Grunde gut ist. DEAD KENNEDY'S Jello Biafra darf sich auf zwei unterschiedlichen Tonspuren zu „Parabola" auslassen und David Yow von den Noise-Rockern THE JESUS LIZARD labert ebenfalls dual und dumm zum Clip von „Schism" herum. Nennt mich humorlos, aber da beide ihren Job eher darin erfüllt betrachten, möglichst viel „lustigen" Müll zu anderen Themen zu erzählen und parallel Drinks zu ordern oder zu telefonieren (sic!), als auf das Video einzugehen, bleibt mir der Sinn der Aktion leider völlig verbaut. Zudem kommen beide Tonspuren gleichzeitig aus den Boxen, teils verzerrt und verfremdet oder einfach nur störend ineinander gemischt - wenn das künstlerisch wertvoll sein soll, hab ich's jedenfalls nicht gepeilt.
Wer auf sphärische Meditations-Mugge steht, wird vielleicht mit den Remixen von LUSTMORD etwas anfangen können - für mich sind sie nicht mehr als nervtötend langweilige Ambient-Versionen der Original-Songs.

Ich hatte mir von TOOL mehr erwartet, insbesondere die Audiokommentare wirken auf mich wie eine Verarschung. - Haben Keenan und Co. es nötig, sich auf diese plumpe Weise als Band zu outen, die sich selbst nicht allzu ernst nimmt? Wie passt das zu den ausgetüftelten Clips und Musikstücken? Dass die beiden Videos auf getrennten DVDs erscheinen, kann man für Geldmacherei halten oder für einen Dienst am sammelbegeisterten Fan. Vielleicht steckt aber auch insgesamt mehr dahinter und ich habe das Konzept einfach nicht verstanden.
Die Entscheidung überlasse ich denjenigen, die tiefer in die Materie einzutauchen vermögen und dem Ganzen vielleicht unter dem Aspekt „Kunst" mehr Verständnis entgegen bringen. Von mir gibt's jedoch gerade aufgrund mangelnder Tiefe keine Kaufempfehlung, obwohl die Videos (insbesondere das zu "Parabola") für sich betrachtet natürlich sehr sehenswert sind.

Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!