Stil (Spielzeit): Comedy (ca. 4h 30)
Label/Vertrieb (VÖ): Sony BMG (4.11.05)
Bewertung: 9/10
An dieser Sendung scheiden sich wohl die Geister. Für die einen – und da muss ich gleich zu Beginn Farbe bekennen – war Christian Ulmens versteckte-Kamera-Show eine Sternstunde der deutschen Fernsehunterhaltung. Die Gunst des breiten Publikums hingegen blieb dem innovativen Format untersagt, weshalb man es bei Pro7 nach nur einer gesendeten Folge auch prompt absetzte. Einige Internet-Petitionen später hievte der Münchner Sender die Serie zwar zähneknirschend ins Programm zurück, freilich aber auch dieses mal ohne umwerfende Erfolge.
Und um ehrlich zu sein, mag man es dem dünnhäutigen Zuschauer auch gar nicht verübeln, rasch um- und dann niemals wieder eingeschaltet zu haben. Denn wenn Ulmen in wechselnden Rollen – mal als faschistoider Adliger, mal als schwuler New-Age-Guru oder ordinärer Liedermacher – drei Tage lang seinen Kandidaten, die ihn Freunden und Familie als ihren neuen Freund verkaufen mussten, zur Last fiel, dann ging das auf beiden Seiten des Bildschirms ordentlich ans Eingemachte. Wunde Punkte wurden systematisch ausfindig gemacht und bearbeitet, bis auch das stärkste Nervenkostüm seinen Geist aufgab. Es wurde blamiert, irritiert und hintersinnig attackiert, und permanent schwankte man als Zuschauer zwischen Mitleid, Schadenfreude und Unglaube – so sehr, dass man manchmal zur Fernbedienung griff, weil man das Grauen nicht mehr mit ansehen konnte oder schlichtweg eine kurze Lachpause einlegen musste.
Ihren besonderen Reiz zog die Serie, die auf den ersten Blick sicherlich an das weitaus unspektakulärere „Mein dicker, fetter, peinlicher Verlobter“ erinnerte, aus Christian Ulmens grandiosem Improvisationstalent, seiner Rollenfestigkeit und dem eher intellektuellen Ansatz, mit dem er seine bemitleidenswerten Kandidaten terrorisierte. Nur war das eben eine Art von Humor, über die nur eine Minderheit lachen konnte.
Nun ist „Mein Neuer Freund“ also endlich auf DVD erschienen – und bei der Gestaltung dieses 3-Disc-Sets haben sich die Macher wirklich Mühe gegeben: Zu jeder Folge gibt es eine unterhaltsame Einführung vom schnodderigen Entertainer „Knut“, in der Ulmen jedes mal den gleichen, schlechten Witz erzählt („Treffen sich zwei Lokführer...“, „Schieß mich tot... ihr macht mich feddich!“). Die ersten beiden Episoden verfügen zusätzlich über sehr aufschlussreiche Audiokommentare vom Meister persönlich (schade allerdings, dass man bei den übrigen darauf verzichtet hat... die Einblicke, die Ulmen hier liefert, beantworten viele offene Fragen und dienen als hervorragende Ergänzung zur Sendung selbst). Des weiteren bietet das Set lustiges Material von den Maskentests, entfallene Szenen und Auflösungen (die man am Ende mancher Folge schmerzlich für den Seelenfrieden benötigt hätte) und als besonderen Clou auch noch die niemals gesendete neunte Folge, in der sich Christian Ulmen doch allen Ernstes einpinkelt, um seinen stoischen Kandidaten aus der Reserve zu locken – was will man denn mehr? Lohnende Anschaffung, zu einem fairen Preis obendrein.