Stil (Spielzeit): Black Metal Crust (ca 100 Min.)
Label/Vertrieb (VÖ): Peaceville Records / SPV (6.6.2008)
Bewertung: Bloß nicht aufhören! [8/10]
Link: http://www.gallhammer.com
Am 25. September 2007 hatte die ehemalige Kirche in Colchester ganz besondere Gäste. Schwarz gekleidete Schafe, ein paar Veranstalter, Techniker, Roadies und drei Japanerinnen. GALLHAMMER aus der Hauptstadt des ostasiatischen Inselreiches hatten erst kurz zuvor mit "Ill Innocence" für geteilte Meinungen gesorgt. Mancherorts wurden die zierlichen Damen belächelt, verspottet und auseinander genommen, wohingegen ich begeistert den Luftpolsterumschlag mit diesem Musikfilmchens öffnete.
Es gibt einiges zu sehen: Als Beilage gibt es zwei Live-Mitschnitte in ranziger Qualität aus London und Oslo. Beide dröhnen und klingen eher wie eine Handyaufnahme aber sind noch aushaltbar und nicht verwackelt, sodass sie die Atmosphäre der kleinen Konzerte hervorragend transportieren können.
Musikvideos zu "Hallucination" und "World To Ashes" folgen, von denen gerade letzteres die paar Minuten Aufmerksamkeit wert ist. Ein siebzehnminütiges, informatives und vor Sympathie sprühendes Interview ist vielleicht das wichtigste Extra. Alle Fragen werden auf Japanisch ausführlich beantwortet und die Band präsemtiert sich überraschend höflich, schüchtern und sympathisch. Wer dann immer noch nicht genug hat kann sich noch in der stilvollen Fotogalerie austoben oder zum eigentlich Hauptgang weiterklicken:
Die britische Kirche mit bunten Glasfenstern, die hinter der Bühne leuchten, ist eine unverschämt gute und atmosphärische Kulisse für das Konzert, was den Hauptteil der Veröffentlichung ausmacht.
Man gibt sich cool. In eisig weißes Licht getaucht, mit irrem Blick und kohleschwarzen Augenpartien schlägt einem hier Finsternis und Kälte entgegen. Qualität ist hier klein geschrieben: Ausdruck, Kunst und Authentizität stehen hier im Vordergrund. Es ist wichtig zu wissen, dass zwei von drei Bandmitgliedern erst ein knappes Jahr vor den ersten Aufnahmen angefangen haben ihre Instrumente zu lernen. Mit gespenstisch gekrächzten Wimmerpassagen über triefend langsamen Passagen leiten sie Schwarzmetallgewitter ein, die hoffentlich die zahlreichen Sexisten überzeugen sollten. Die Stimmen röhren pechschwarz, während die Band ihren Auftritt wie ein Sektenritual inszeniert: keine Ansagen, keine verzogene Mine. Mit verzausten Haaren bedankt sich die Band am Ende dann doch - auf Japanisch.
Leider greifen die drei Ostasiatinnen hier und da schon ziemlich daneben. Ob es an der spärlichen Beleuchtung, den rhythmischen Bewegungen oder mangelnden Proben liegt, kann ich nicht sagen. Die technischen Fehler gehen bei Stücken wie "Speed Of Blood" jedoch deutlich über die Charmegrenze hinaus - bei den wenigen Akkorden bemerkenswert. Das war dann aber für mich auch schon das einzige Haar in der Suppe.
Die Band kann sich hervorragend inszenieren, hat prominente Unterstützer und hat - nicht zuletzt durch ihre Herkunft und allein weibliche Zusammensetzung - den Exotenbonus, um in der westlich dominierten Szene aufzufallen. Ich will also hoffen, dass es nicht das letzte war, was ich von dem Trio gehört habe. Wie erhofft bin ich sehr glücklich mit diesen bewegten Bildern geworden.
Colchester: 1. Hallucination London: 1. Hallucination Oslo:
2. Speed Of Blood
3. Blind My Eyes
4. Song Of Fall
5. May Our Father Die
6. Beyond The Hate Red
7. Cruxifixion
8. Endless Nauseous Days
9. At The Onset Of The Age Of Despair
2. Blind My Eyes
3. At The Onset Of The Age Of Despair
1. Crucifixion
2. At The Onset Of The Age Of Despair
3. Speed Of Blood