Stil (Spielzeit): Südstaatenrock (ca. 121 Minuten)
Label/Vertrieb (VÖ): Eagle Rock/Edel (10.10.08)
Bewertung: 6/10
http://www.lynyrdskynyrd.com
LYNYRD SKYNYRD waren, das kann wohl niemand ernsthaft bestreiten, in ihrer besten Zeit Mitte der 70er Jahre DIE Südstaatenband überhaupt. Sicher gab es andere Bands, die sich hinter den Jungs aus Alabama nicht verstecken mussten, doch in Sachen Popularität konnte ihnen niemand das Wasser reichen. Doch die guten Zeiten endeten aprupt, als bei einem Flugzeugabsturz im Herbst 1977 Sänger Ronnie Van Zandt, Gitarrist Steve Gaines und seine Schwester, die Backroundsängerin Cassie Gaines, ums Leben kamen.
Zeitsprung: Knapp 20 Jahre später stehen die wiedervereinigten LYNYRD SKYNYRD als Headliner auf der Bühne des Loreley Festivals, das die Organisatoren der Rockpalast-Reihe seit 1981 im Amphitheater auf der Loreley veranstaltet. Das Gelände ist gut gefüllt und die deutschen Fans, die dem Südstaatenrock immer die Stange gehalten haben, erwarten Großes.
Was die mit Sänger Johnny Van Zandt, Hughie Thommasson und seit 1996 auch mit Ex-BLACKFOOD Gitarrist (und bereits in den 70ern kurzeitigem LYNYRD SKYNYRD Keyboarder) Rickey Medlock verstärkten LYNYRD SKYNYRD in ihrer rund 90 Minuten dauernden Show präsentieren, hinterlässt zumindest bei mir eher einen gespaltenen Eindruck. Musikalisch lässt sich kaum ein Haar in der Suppe finden. Die gerade wieder frisch aufgestockte Drei-Gitarren-Fraktion liefert einen satten und wuchtigen Sound und Johnny Van Zandt kann stimmlich mit seinem verstorbenen Bruder mithalten. So weit so gut.
Leider ist die Bühnenpräsenz der Band nicht unbedingt das, was man Mitte der 90er von einer Band erwarten kann, die so lange im Geschäft ist. Trotz drei Gitarristen schaffen es LYNYRD SKYNYRD nicht, die große Bühne raumgreifend zu bespielen. Lediglich der frisch eingekaufte Medlock ist beweglich, was aber auf den Zuschauer eine ähnliche Wirkung hat wie Janick Gers bei IRON MAIDEN. Auch Johnny Van Zandt ist nie der charismatische Frontmann, der das Publikum vollkommen in der Hand hat. Entsprechend gemäßigt sind die Reaktionen vor der Bühne.
Gegen die Genfer Konventionen verstößt die Südstaatentruppe dann aber spätestens mit ihrem Bühnenoutfit. Die drei Gitarristen treten in Fantasieuniformen auf, die dem Kleiderschrank von RUNNING WILDs Rockin’ Rolf entsprungen sein könnten. Von der Coolness der alten LYNYRD SKYNYRD, die den Charm der einfach Jungs vom Land die ihre Lieder von Freiheit und Abenteuern singen versprühten, hat die Performance im Jahr 1996 nicht viel zu tun.
Und so ist die wirkliche Perle dieser DVD auch nicht das Hauptkonzert aus dem Jahr 1996, sondern ein kurzer Mitschnitt eines Auftritts aus dem Jahr 1974. Damals waren LYNYRD SKYNYRD als Vorband von QUEEN, die sich zu diesem Zeitpunkt selbst noch auf dem Weg an die Spitze befanden, unterwegs und machten am 5. Dezember Station in der hamburger Musikhalle, einer etwa 2000 Zuschauer fassenden bestuhlten Halle.
Der Auftritt, der mit vier 16mm Kameras mitgeschnitten wurde, umfasst nur drei Songs, zeigt aber in jeder Sekunde, was die Band in den 70er Jahren so populär machte.
Manches kann man eben nicht kopieren oder wiederbeleben und so sind die „echten“ LYNYRD SKYNYRD 1977 mit ihrem Frontmann und einem ihrer Gitarristen gestorben. Wer eine gute Coverband sehen möchte, ist mit dieser DVD gut bedient und wem einfach nur nach etwas Südstaatenrock ist, der kann ebenfalls sorglos zugreifen, auch wenn andere Genrevertreter mittlerweile auf der Bühne eine deutlich bessere Figur machen.
Loreley Festival 1996
1. Workin’ For MCA
2. I Ain’t The One
3. Down South Junkin’
4. Double Trouble
5. I Know A Little
6. Saturday Night Special
7. Swamp Music
8. What’s Your Name
9. That Smell
10. Simple Man
11. Gimme Three Steps
12. Call Me The Breeze
13. Sweet Home Alabama
14. Free Bird
Bonus: Hamburg 1974
1. Workin’ For MCA
2. Free Bird
3. Sweet Home Alabama