Stil (Spielzeit): Musik Film (103:00)
Label/Vertrieb (VÖ): Galileo Medien / Rough Trade (17.11.06)
Bewertung: 6/10
„Wenn ihr Teenager Heavy-Metal Musik hört, dann seid gewarnt, das könnte der erste Schritt zu Alkoholismus und Marihuana sein!"
Mit diesen Worten wird der Zuschauer zu „Prey For Rock'n'Roll", dem Regiedebut des Musikproduzenten Alex Steyermark, begrüßt. Eine Warnung, die wir uns wirklich alle zu Herzen nehmen sollten, zumal auf unserer Seite ja dem Heavy Metal im nicht unwesentlichen Maße gefrönt wird. Also Vorsicht!
Nachdem wir nun alle wissen, worauf es zu achten gilt, können wir uns wohl getrost mit der DVD beschäftigen. Erzählt wird die Geschichte von Jackie (Gina Gershon), Leadsängerin der Girl-Band „Clam Dandy", die hart auf die 40 zusteuert und Bilanz zieht. Seit ihrem 20. Lebensjahr spielt sie in Bands ohne je über den Stadtclub hinausgekommen zu sein. Was also tun, wenn der Erfolg ausbleibt? Die Musik aufgeben, um etwas „Vernünftiges" zu tun?
Geplagt von Selbstzweifeln bietet sich nun aber doch noch die Möglichkeit auf einen Plattenvertrag, in dem Jackie ihre letzte Chance sieht und das Schicksal um „Clam Dandy" nimmt seinen Lauf.
Die Geschichte basiert auf dem gleichnamigen Bühnenstück der Punk-Lady Cheri Lovedog, die sowohl am Drehbuch mitarbeitete, als auch die Songs der Band beisteuerte. Diese wiederum wurden alle von Gina Gershon selbst eingesungen, die nicht nur über schauspielerisches Talent verfügt, sondern auch durchaus Frontfrau Qualitäten aufweist.
Gerade bei so einem Film ist es gefährlich leicht in Klischees abzurutschen, was von Zeit zu Zeit auch passiert. Auf die Bandmitglieder, die alle jedes Rock-Stilmerkmal oder Sexualität in sich vereinen, prasselt ein Schicksalsschlag nach dem anderen nieder. Angefangen bei einem ganz harmlosen Ende einer Beziehung über zur körperlichen Gewalt. Verlust scheint eines der Hauptthemen zu sein (doch keine Sorge, auch die Liebe hat ihren Weg in die Story gefunden). Die Schicksalsschläge wirken allerdings, und nicht nur aufgrund der kurzen Zeit, in der sie den Personen widerfahren, sehr übertrieben.
Trotzdem gefällt mir die Idee hinter dem Film sehr gut, da hier keine Geschichte einer jungen Band erzählt wird, die am Anfang einer steilen Karriere steht. Viel mehr wird gezeigt, wie es auch laufen kann und wie es eben für die meisten Bands läuft. Wobei reine Frauenbands es vermutlich noch schwerer haben, weswegen ich eine weibliche, ältere Hauptrolle hier sehr interessant finde. Vielleicht liegt es auch an Gina Gershon, die, wie immer, durch Können überzeugt und authentisch, soweit die Rolle es zulässt, spielt. Auch keiner der anderen Schauspieler wirkt fehlgecastet, was schon mal ein großes Plus ist. Die Musik, nun gut, darüber lässt sich streiten, denn so richtig kracht es nicht. Schade eigentlich.
Ansonsten ist der Film gut in Szene gesetzt. Dunkle Clubs, Tattoo-Studios, unaufgeräumte Wohnungen, Proberaum. Immer wieder sind gekonnt Musikszenen eingeflochten. Entweder in Form einer eigenen Bandprobe oder beim Besuch eines Konzerts. Zu schade, dass die DVD keine Extras bietet wie z.B. ein Interview mit Herrn Steyermark oder einer Option, die alle Songs des Filmes abspielt. Als Sprachen kann man Englisch und Deutsch wählen, wobei ersteres lohnenswerter ist.
Ein Film mit einer interessanten Idee, die leider etwas unglücklich umgesetzt wurde. Trotzdem kann man sich den Film angucken und unterhalten werden. Also, bevor der erste Schritt zum Alkohol und Marihuana getan wird, schmeißt den DVD-Player an.