Meat Loaf - Live at Rockpalast Tipp

Meat_Loaf_-Rockpalast

Stil (Spielzeit):
Rock (1:31:21)
Label/Vertrieb (V.Ö.): Edel(06.11.09)
Bewertung: 10 /10   FSK: 0


Das wurde auch Zeit, dass dieser Konzertmitschnitt auf DVD veröffentlicht wurde! Das am 11. Juni 1978 in Frankfurt über die Bühne gegangene MEAT LOAF Konzert ist eines von denen, die den legendären Ruf des Rockpalasts begründeten. Selbst wenn man ihn nur vor der Röhre erlebt hatte, dürfte der Auftritt bei manchem bis heute im Gedächtnis geblieben sein...

Damals noch nicht annährend so medial übersättigt, wurden bei uns jene Auftritte von GALLAGHER, RAINBOW oder eben MEAT LOAF auch nicht mal eben so geguckt, sondern als brausende Ballnächte vom Ausmaß antiker Orgien zelebriert. --- Und der Auftritt des Hackbratens im Rüschenhemd, seines Songwriters & Pianisten Jim Steinman nebst brillanter Begleitband hatte nicht weniger verdient, wenn man schon nicht bei den ersten Gigs in Deutschland dabei sein konnte.

Mit nur einem Album von 40 min im Gepäck den Headliner und ein 11/2 -stündiges Konzert zu geben und dabei sogar eine Nummer (Heaven can Wait) wegzulassen, da braucht es dann schon Coversongs und viel Improvisation. Aber zu improvisieren gehörte früher ja mal zum guten Ton. Wochenlange Soli, ausführliche Vorstellung der Musiker, Coversongs: „Johnny B. Goode“, „River Deep, Mountain High“ sowie der verrockte Ravel-Klassiker „Boléro“, der  Instrumental-Intro dient. Danach „Bat out of Hell“:

Zwei Minuten ist es  alt, da bricht Jubel im Auditorium los; denn nun hat auch M.A. Aday, genannt Meat Loaf, die Bühne geentert und… guckt.  Er guckt noch eine ganze Weile: leicht debil, aggressiv und arrogant. Alles zugleich. Was für eine Präsenz! Was für ein Schauspieler… Achja, was für ein Sänger!

Die Stücke sind sämtlich bekannt. Darum nur soviel: Das Album „Bat out of Hell“, ursprünglich als Musical angedacht, mag so gut sein wie es will; erst auf  der Bühne lebt es so richtig auf. Dass ist natürlich auch ein Verdienst der Begleitband. Bobby & Bruce Kulick  haben reichlich Gelegenheit zu zeigen was sie können, und das ist bekanntlich nicht wenig. Aber jeder darf mal ran: Wenn Viersaiter Steve Buslowe in ein relaxtes Bass-Solo das Thema der „West Side Story“ einbaut oder  John „Hitman“ Stefko sein Drumkit von der Größe eines Flugzeugträgers solierend bearbeitet, dann keimt nicht nur nostalgische Freude über den Spielwitz auf, sondern auch die Frage, warum man dergleichen heute kaum mehr geboten bekommt.

Die ganze schweißtreibende Theatralik vom energetischsten Hackbraten diesseits der Hölle aber liefe bei der Boy-meets-Girl-Story ins Leere, fände er nicht in Karla de Vito den idealen Ellen Foley-Ersatz, die sein Theater bei „Hot Summer Nights“ und „Paradise by the Dashboard Lights“ kongenial mitmacht.

Einer der Höhepunkte (der allerdings nicht auf der Tracklist auftaucht) ist das als Outro für „Hot Summer Nights“ gebrachte „Life and Death of an American Guitar“, das den absoluten Höhepunkt auf Steinmans ansonsten grotesk schwachem Solo-Album „Bad for Good“ stellt, das ein paar Jahre später erscheinen sollte.

Ich brech’ das mal ab: Exakt so muss ein Konzert(mitschnitt) sein. No overdubs! Dafür großartige Songs mit Improvisationen & Soli bis zum Abwinken! Und ein Frontman, der weiß, was das Wort „Show“ wirklich bedeutet. --- Auch ohne wilde Kamerafahrten, Drumraiser u.a Mätzchen:  Ein perfektes Konzert für eine perfekte DVD auf dem absoluten Höchststand der Bild- & Tontechnik der 70er. Wer sie nicht hat, hat zumindest das: richtig was verpasst!

Als einziger Bonus: ein wenig spannendes Interview von 15 min mit Meat Loaf und Steinman.