Papa Roach - The Paramour Sessions

Stil (Spielzeit): Nu Rock (52:05)
Label/Vertrieb (VÖ): Geffen / Universal (08.09.06)
Bewertung: 6,5/10

Link: www.paparoach.com

 

Wenn ich mir das Booklet der neuen Platte so ansehe - Jacoby Shaddix und seine Jungs sind schon ganz schöne Stylos. Aber wer scheinbar mühelos derart amtliche Töne aus seinen Instrumenten und Stimmbändern lockt, der darf auch ordentlich posen. Die Geschmackspolizei ruft zwar „Mainstream!", und aus den hinteren Reihen erlausche ich ein verhaltenes „Ausverkauf...", aber meine Güte, wer wird sich denn gleich anstellen, nur weil die Musik ankommt und die Band zum Millionen-Seller avanciert ist? Eingängige Rock-Riffs können PAPA ROACH jedenfalls immer noch schreiben, und bei allem angesagten Gedisse sollte auch nicht vergessen werden, dass die Band einst ein Genre mitbegründete, das man dann irgendwann mal Nu Rock taufte und erst später etwas uncool fand ...

 

Zurück zum neuen Album und seinen 14 Songs, die in einer zum Aufnahmestudio umfunktionierten Villa eingespielt wurden, namentlich Paramour Mansion. Ursprüngliches Ziel war es, die „schonungsloseste und fieseste" Platte überhaupt aufzunehmen, doch das geschichtsträchtige Gebäude machte PAPA ROACH einen fetten Strich durch die Rechnung. Kraft seiner Aura wurde das Gebäude zur Inspirationsquelle und Quell unerschöpflicher Kreativität, welche die Band dazu animierte, sechs bis sieben Stunden am Stück Musik zu machen - und dem die Platte schließlich ihren Titel zu verdanken hat: „The Paramour Sessions".

Die Zeit der Aufnahmen war nach eigenen Angaben sehr turbulent und geprägt von persönlichen Auseinandersetzungen und Erfahrungen, die sich in den Texten über Liebe, Gewalt, Sex, Drogen und Rock'N'Roll sowie auch musikalisch niedergeschlagen haben.

 

Würde mir nur ebenso viel zur Musik einfallen, wie es Infos zur Entstehungsgeschichte gibt, ich wäre nach zwei Seiten noch nicht fertig. Leider ist dem nicht so, denn letztlich klingen PAPA ROACH trotz erlebtem Hüttenzauber immer noch wie eine rockende Jungsband und nicht wie Kerle, die in der Lage wären, das „fieseste Album überhaupt" einzuspielen. Sie lassen es krachen, sie fletschen immer wieder die Zähne, doch am Ende steht erneut der bewährte Mix aus schwofig-süßlichen Rockhymnen mit schmeichelnden Melodien und druckvollen Rock-Songs. Man ist eher zahmer und ausgeruhter geworden als auf dem vergleichsweise hartschaligen Vorgänger „Getting Away With Murder", doch das Beste: „The Paramour Session" ist nicht schlechter, nur deutlich stärker angetrieben vom modernen Rock'n'Roll, wie ihn auch Bands wie LOST PROPHETS derzeit zelebrieren. Rap ist tot, zumindest klingen keine Nu Metal-Reminiszenzen mehr an, hier regiert der, ich erwähnte es, Nu Rock.

 

Ein gutes Album, sehr eingängig und trotzdem nicht zu flach. Da hat sich der Einzug in die Villa gelohnt, auch wenn die Story drumherum letztlich doch einen Tick spannender ist, als die Musik selbst.