Bei RED ELEVEN läuft gar nichts so, wie man sich das vorstellt. Weder der Bandname noch der ansprechende Albumtitel „Idiot Factory" geben konkreten Aufschluss über die Platte. Auch das Cover ( Gesichter aus Specksteinen?!) zeigt mir keine Richtung. Die Finnen verwirren außerdem dadurch, dass sie anscheinend nichts von Trollen und Wäldern erzählen, keinen Pagan spielen und auch keine schwerttragenden Gesellen zu sein scheinen. Stattdessen werfen RED ELEVEN mit „Idiot Factory" einen massiven Batzen Rock, Metal und Alternative in die Waagschale, der mehr als interessant klingt.
„Adrenaline" bietet rauchigen Powergesang und treibendes Riffing, welches aber dann überraschenderweise durch groovige Parts und (teilweise) melodischen (Sprech-) Gesang unterbrochen wird. Zumindest endet der Song ganz anders, als er begonnen hat, aber der Umbruch findet so elegant statt, dass man ihn als Hörer problemlos mittragen kann und gerne mehr in der Art hören möchte.
Etwas smoother geht es in den nächsten Song „The Nest", der einen großen Eimer langsamen Crossover Metal über uns ausschüttet, so was gibt es heutzutage echt noch? Sehr ansprechend, keine Ahnung, wie das auf Leute jüngeren Semesters wirkt, klingt nach THERAPY? und nach der „Album Of The Year"-Phase von FAITH NO MORE. RED ELEVEN konzentrieren sich ausschließlich auf die Stärken dieser Spielart, sehr packendes Stück und zum Ende hin gibt es noch einen lässigen Nackenschlag.
Gitarrenbetonte Lieder finden man massig auf „Idiot Factory", die Riffs tendieren meist in Richtung groovigen Stoner Rock, sind gezielt aber nicht unbedingt die packenden Überriffs. Sie erfüllen ihren Zweck, würde ich urteilen. Zusammen mit den dezenten Keyboardsounds, dem kernigen Drumming und dem variablen Gesang ist das Ergebnis somit fast immer passabel. Weniger gut finde ich, dass die Klaviermelodie bei „Floating" komplett von „Otherside" der RED HOT CHILI PEPPERS geklaut ist, dann lieber ein Cover machen oder selbst was ausdenken. Da reißen auch die SANTANA-ähnlichen Solos bei mir nichts mehr raus und erinnern mich zu sehr an die Platte, bei der aus Charthits schäbige kubanische Volksmusiknummern gemacht werden.
Die präsente Stimme ist etwas schnorrig und klingt windig, eher Richtung BON JOVI („Streets Of Forgotten"), zwischendurch gibt es aber launiges Shouting, Chöre und auch vereinzelt brachiale Gesangspassagen. Die Mischung macht's eben! Grundsätzlich ist es auch genau diese Abwechslung, die RED ELEVEN und „Idiot Factory" so spannend machen. Man wird als Hörer überrascht, mal stampft es, mal wird es still und besinnlich, mal gibt es eine Frickelpassage, ausreichend Härte, aber alles nachvollziehbar und sinnvoll eingesetzt. Die Songarrangements sind nicht vorhersehbar, der Sound drückend und auch wenn ich nicht so richtig weiß, welcher Fanbase ich diese Musik direkt empfehlen kann, ist die Platte doch verdammt gut.