LINIE klingen nach Stoner Rock, nach Sludge und Industrial – oder doch nicht? Ihre Mischung ist so eigentümlich, dass Vergleiche schwer fallen und vielleicht gar keinen Sinn machen. Schweiß und blutige Nasen hört man auf jeden Fall. Schwere Riffs, ein mächtiges Schlagzeug, das selten geradeaus spielt, und elektronische Elemente, die die Songs maßgeblich prägen und somit über reine Spielereien hinausgehen. Der Gesang ist mal klar, mal angeraut, auf jeden Fall aber immer angepisst und verletzt. Die Art, mit der Sänger Jörn singt, erinnert mich immer mal wieder an Glenn Danzig – röhrend und melodisch, männlich und fragil.
Der Gesang ist jedoch das, was mich immer wieder stört. Die Melodien gehen manchmal ins Leere, führen zu weit oder schießen übers Ziel hinaus – als wüsste der Mann am Beginn einer Zeile noch nicht, wo es hingehen soll. Das macht die ganze Sache sehr sperrig, was gut ist, geht mir aber gelegentlich auf die Nerven – das ist schlecht.
Andererseits fügt sich dieses Element sehr gut ein in den ungemein ruppigen und extrem düsteren Sound. Der wird von den elektronischen Elementen gleichermaßen unterstützt. Fiepen, Schnarren, ein bisschen Space-Atmo und manchmal sogar ein auf dem Synthesizer gespieltes, tragendes Riff gehören zum Sound von LINIE unbedingt dazu. Selten habe ich elektronische Elemente so songdienlich und geschickt mit Gitarrenmusik verknüpft gehört – ohne würde was fehlen, sowohl an der dunklen Atmosphäre als auch an den Stücken selbst.
Andere Rezensenten feiern „what we make our demons do“ als Debüt des Jahres. Doch obwohl LINIE definitiv aufhorchen lassen, zögere ich, mich dem anzuschließen. Dafür fehlt mir der entscheidende Kick, der den Schalter in meinem Kopf umlegt. Ich finde LINIE trotzdem klasse: weil sie bewusst und stolz einen extrem steinigen Weg gehen und ihr Ding machen. Das hört man in jeder Sekunde dieses intensiven Albums, das es deshalb knapp über die Sieben-Punkte-Grenze schafft.
Einen sehr, sehr deftigen Brocken werfen uns LINIE hin – innen blutig, außen schwarz angekokelt und mit ungewöhnlichen Gewürzen, die nicht allen schmecken werden. „What we make our demons do“ heißt das Debüt der Hamburger Band, die da musikalisch so schwer daherkommt und ebenso schwer einzuordnen ist.

Helge
Death Metal, Thrash Metal, Black Metal: immer gerne. Kann ich den ganzen Tag hören. Die störrische Art, unpolitisch sein zu wollen, nervt mich aber an der Metalszene – dabei ist doch alles politisch, auch Schweigen. Für Musik mit Haltung zieht es mich immer wieder zum Punk, vor allem zu melodischem US-Punk und Riot-Grrrl-Sound. Gleichzeitig habe ich einen sweet spot für 80er-Hair-Metal und für vieles, was mich in den 90ern musikalisch sozialisiert hat.
Bands
Amorphis, Amyl And The Sniffers, Bad Religion, Brutus, Cinderella, Dool, Entombed, Gggolddd, Gorefest, Grave, Guns n' Roses, Hail Spirit Noir, Iron Maiden, King Buffalo, Megadeth, Mötley Crüe, My Dying Bride, Obituary, Prong, Sodom, Solbrud, Spectral Wound, The Great Old Ones, Valborg, War On Women, White Ward, ZZ Top, ...
Prägende Alben
AC/DC - Let There Be Rock
Aerosmith - live! Bootleg
Amorphis - Tales From The Thousand Lakes
Bad Religion - Suffer
Benediction - Transcend The Rubicon
Bruce Springsteen - Nebraska
Death - The Sound Of Perseverance
Don Dokken - Up From The Ashes
Eloy - Inside
Genesis - Trespass
Grave - You'll Never See
Guns n' Roses - Use Your Illusion I & II
Kyuss - Welcome To Sky Valley
Megadeth - Rust In Peace
My Dying Bride - The Angel And The Dark River
Ramones - Loco live
Sepultura - Arise
Sodom - Agent Orange
Tankard - Two-faced
Tool - Aenima
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