Such A Surge - Rotlicht

Review

Such A Surge war noch nie eine Band, die sich musikalisch großartig wiederholt. Jedes Album der über zehnjährigen Bandgeschichte hat seinen eigenen Charakter und muss für sich erschlossen werden. Wobei das Hauptaugenmerk neben der Musik immer auch auf den Texten lag, die stets eine Aussage transportierten und den Fokus kritisch und distanziert auf Gesellschaft, inneren Kampf und den Umgang mit intensiven Gefühlen richtete. „Rotlicht" (Sony) macht da keine Ausnahme, und um es gleich vorweg zu nehmen: Es ist das bisher vielleicht beste, weil straighteste Album der fünf Braunschweiger.

Gleich der Opener „Sag jetzt nichts" zeigt auf, wo es langgeht: Flächige Gitarrensounds und verspielte Licks stehen weit mehr im Vordergrund als bisher. Die Musik orientiert sich weniger an Riffs als vielmehr an Tonfolgen, meist Dreiklängen, die eine intensive Spannung erzeugen und die in ihrer reizvollen, effektiven Monotonie einen Gegensatz zum meist treibenden Schlagzeugrhythmus bilden. Das Album klingt insgesamt sehr mächtig und kraftvoll, auf unnötige Effekte wurde ganz verzichtet, und auch den durchweg deutschen Texten mangelt es nicht an Ausdrucksstärke. Persönlicher sind sie geworden, wirken verletzbarer und eindringlicher als bisher.

Dieser Eindruck verstärkt sich durch die unterschiedlichen Gesangsmodulationen: Die Refrains werden oftmals geschrien, die Strophen gerappt, geflüstert oder auch gesungen. Dabei gibt es keinen Bruch zwischen den einzelnen Songs, wie das auf den Vorgängeralben oftmals der Fall war. „Rotlicht" vereint einen Stil, bleibt von Anfang bis Ende eindringlich und lebt von einer unglaublichen Dynamik. Auf Effekte wurde fast völlig verzichtet, wodurch die Songs zusätzlich an Intensität gewinnen. Die Stimmung ist melancholisch, denn Such A Surge haben auch dieser Tage keine "Hallo-Lustig"-Attitüde. Vielleicht kann man gerade deshalb eine mehr als gute Zeit mit diesem Album verbringen, denn es bietet Tiefe und somit die Möglichkeit einer intensiven Auseinandersetzung mit Musik und Texten.

Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!