System Of A Down - Mezmerize


Review

Stil (Spielzeit): Nonkonform Metal (36:13 min)

Label/Vertrieb (VÖ): American Recordings/Sony BMG (17.05.05)

Bewertung: (Un)überraschend sehr gut!

Link: www.systemofadown.com
www.systemofadown.de

 
Vier Jahre haben sich die System-Kritiker um Sänger Serj Tankian Zeit gelassen, um einen Nachfolger für ihren 2001er Meilenstein „Toxicity“ zu präsentieren. Viel Zeit, in der Kreativitäts-Vulkan Daron Malakian genug Material schreiben konnte, um gleich zwei Alben zu veröffentlichen. Der Doppel-Schlag „Mezmerize/Hypnotize“ erscheint versetzt, „Hypnotize“ kommt ca. sechs Monate später in den Handel. Nun, vier Jahre, in denen auf der Welt dank Bush und Co. viel passiert ist. „Mezmerize“ ist die lyrische und musikalische Generalabrechnung mit den gesellschaftlichen Auswüchsen unserer schizophrenen Menschheit. Um die Komplexität dieser verrückten Welt einzufangen, präsentieren sich System Of A Down vielseitiger, verspielter und spannender denn je. Die elf Songs profitieren vom ultra-cleveren Doppel- und Wechselgesang von Serj Tankian und Gitarrist Daron Malakian, vom erhöhten Harmonieanteil und der Narrenfreiheit, die die vier Kalifornien-Armenier als unvergleichliche Innovatoren nun mal haben. So ist es nicht nur das Wechselbad der Gefühle, das diesmal wieder großes Entzücken auslöst, sondern auch die Erweiterung des gesamten Spektrums. „B.Y.O.B.“ (Bring Your Own Bomb), die Antikriegs-Single, hat es schon deutlich gemacht: Stakkato-Metal und Punk-Rasanz treffen auf tanzbare Club-Beats, zynisch-poppige Strophen und einen Schwindel erregenden Wut-Refrain. „Radio/Video“ überrascht mit Ziehharmonika und Straßenmusik, nur um dann in einen eingängigen aber nicht wenig abgehenden Höhepunkt zu münden. Großartig! Ebenso wie der kunterbunte Stilficker „Violent Pornography“ – hier paaren die Systems einfach mal elegische Melancholie mit knallharten Moshparts, wieselflinken Comedy-Gesang und einem typisch-hymnischen SOAD-Refrain. So könnte die Liste ausgedehnt bis zum genialen Abschlussdoppel „Old School Hollywood“/„Lost In Hollywood“ (köstliche Verarsche!) fortgesetzt werden, denn auf „Mezmerize“ ist zweifellos jeder Song ein Ideen-Zünder geworden. Marschrhythmus, Techno-Vocals, Thrash Metal, Polka, orientalische Epik – alles erlaubt, stets stimmig verbunden und aberwitzig umgesetzt. System Of Down sind universaler geworden, ohne gleich kommerziell zu wirken. Ein Kunststück, das nur Beweist, dass diese vier Herren sich selbst übertroffen haben und wir uns schon auf „Hypnotize“ wie Schwein freuen können.