Sex Jams - Post Teenage Shine

sex_jams

Stil (Spielzeit): Indie- / Noise-Rock (36:36)
Label/Vertrieb (VÖ): Noise Appeal Records (26.03.10)
Bewertung: 5 / 10

Link: http://www.myspace.com/sexjamsband
Akustisches Viagra… So oder so ähnlich ware wohl die freie deutsche Übersetzungs des ansprechenden Bandnamens der vier Österreicher. Denn unter SEX JAMS versteht man als Englisch sprechender Weltbürger laut Aussage des Labels einen Song, der einen Mann und eine Frau dazu verleitet, auf der Stelle sexuelle Handlungen durchzuführen. Wer jetzt jedoch an Kuschelrock-Balladen der Marke BRIAN ADAMS denkt, der ist von der Musik, welche das Wiener Quartett auf ihrem ersten Longplayer „Post Teenage Shine“ fabriziert, noch ziemlich weit entfernt. SEX JAMS ist lediglich der Name der Band. Auf die zehn Songs der Scheibe ist diese Bezeichnung nicht unbedingt zu projizieren. Nicht umsonst betitelt die Band selber ihre Kompositionen neben „Indie“ als „Noise“. Ein wenig anstrengend ist das Ganze schon anzuhören. Wobei man zugeben muss, dass die temperamentvolle Frontfrau Katarina Trenk tatsächlich jede Menge Sex versprüht. Nicht nur, wenn sie direkt von Räumen singt, die danach riechen, sondern die ganze Scheibe über. Dieser Schreigesang hat irgendwie etwas Erotisches...

Aber auch etwas Nerviges. Der erste Vergleich, welchen ich unweigerlich ziehen musste, als ich den Opener „Happy birthday J.C. (I’m glad I’m not invited to your party)“ das erste Mal hörte, war der zu Hanin Elias von ATARI TEENAGE RIOT. Die Musik an sich ist natürlich nicht im Entferntesten mit dem einzigartigen Techno-Lärm der durchgedrehten Berliner zu vergleichen, doch die Art der beiden Frontfrauen, ihre Texte in die Welt hinauszuschreien, ist doch irgendwie vom gleichen Schlag. Wobei Frau Trenk regelmäßig beweist, dass sie auch anders kann. Immer wieder schleichen sich sehr harmonische Parts in ihre gesanglichen Darbietungen ein, welche melodisch und teilweise gar sanft daherkommen und ein wenig Verschnaufpause zwischen all dem unzufrieden anmutenden Geschimpfe bieten. Diese Passagen befinden sich jedoch weit in der Unterzahl und können leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Rest ziemlich monoton wirkt. Das soll jetzt zwar nicht bedeuten, hier würde nur überwiegend aggressiv geschrien werden, doch mangelt es deutlich an Melodie. Sehr häufig werden uns die originellen Texte in ruhigem Stil vorgetragen. Dies wirkt jedoch meist regelrecht gelangweilt, klingt teilweise sehr disharmonisch und bereitet lediglich auf den nächsten angepissten Schreianfall vor. Nun ja, es ist halt sogenannter Noise-Rock. Wem’s gefällt...

Und es wird mit Sicherheit jede Menge Leute geben, denen es gefällt. Diese sind vor allem daran zu erkennen, dass sie die komplette SONIC YOUTH-Discographie ihr Eigen nennen und auch tierisch auf IGGY POP und THE STOOGES abfeiern können. Wenn abends mit den Studienkollegen ein wenig geraucht und über politische Themen diskutiert wird, darf auch gerne mal eine der klassischen Scheiben von MY BLOODY VALENTINE rotieren. Überhaupt sind die alten Sachen, sei es Punk oder Rock, sowieso sehr viel besser als all der neumodische Kram. Dieser wird nur toleriert, wenn er oldschool klingt. Wer sich jetzt hier wiedergefunden hat, der ist auf jeden Fall potentieller Käufer dieser Scheibe. Denn SEX JAMS klingen tatsächlich wie die Weiterentwicklung der SONIC YOUTH und strahlen die Coolness, welche man von Bands aus diesem Dunstkreis erwartet, wirklich hervorragend aus.

Da sieht man natürlich gerne darüber hinweg, dass auf „Post Teenage Shine“ nicht wirklich etwas Neues geboten wird. Wie bereits erwähnt, ist das Wort „neu“ in diesem Fall ja sowieso eher ein negatives Attribut. Die Instrumente werden jedenfalls solide bedient. Der Bass begleitet tief dröhnend die verspielten und teilweise schwer nachvollziehbaren Gitarrenläufe, während der Drummer sein Bestes gibt, durchgehend Rhythmus zu erzeugen. Und das gelingt. An sich gibt es nicht viel auszusetzen. Doch leider klingt das Endergebnis einfach zu langweilig, um wirklich im Ohr hängen zu bleiben. Zu monoton fließt die Notensuppe vor sich hin und wirkt zumindest auf Nicht-Noise-Rock-Fans wie mich streckenweise gar nervig. Ich kann nur jedem dazu raten, sich ein eigenes Bild von den SEX JAMS zu machen...

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