Stil: Alternative / Noise / Indie
Label/Vertrieb (VÖ): Spinefarm Rec. (06.05.10)
Bewertung: 8 / 10
Link: Myspace / Home
K wie Kursk, L wie Leningrad und M wie Murmansk… wann immer finnische Bands sich nach russischen Städten benennen, scheint etwas Besonderes dabei heraus zu kommen. So auch bei der aus Helsinki stammenden Formation, die seit 2006 aktiv ist und sich nach dem verseuchten Atommülllager benannt hat, in dem die russische Nordmeerflotte stationiert ist.
Grundsätzlich irgendwo zwischen dem verspielt unterkühlten Charme des Manchester Rave und rohem Noise-Rock platzieren die Finnen ihr zweites Album „Eleven Eyes to Shade“. Jedenfalls fühle ich mich am ehesten an alte HAPPY MONDAYS / THE STONE ROSES oder aber SONIC YOUTH und SWANS erinnert. (Nunja, als Metaller kennt man sich bei den Indies nicht so gut aus…)
Auch wenn nicht alle Stücke gleichermaßen chillend killen wie „Sweet Trio“, „Sumac“, „The Surgical Assistant“ oder „Moth“: an der Band kann man recht schnell einen Narren fressen.
Zum einen liegt das an der neurotischen Erotik, die Lauras Stimme abstrahlt und die sie mit den nervösen Engländerinnen aus dem New Wave teilt. Zum anderen gefällt mir das Gitarrenspiel von Leadgitarrist Jari extrem gut. Sein experimentierfreudiges Spiel hat viel frostige Seele und bedient sich gern (sinnvoller) Effektgeräte. So entstehen oft überraschende Klänge: Grüße von / an U2, ISIS, MOGWAI, TOOL und SOLSTAFÍR... und an die Manchester-Szene natürlich.
Aber auch die Rhythmiker sind mit Spaß bei der Arbeit, so dass selbst Spätzünder wie „Paper Dust“ und „Robots in the Attic“ reichlich Anlass bieten, die Skip-Taste zu meiden. Spätestens beim dritten, vierten Umlauf packen sie zu. Auch keine schlechte Sache ist, dass die Band zwar immer eine kalte, kranke und irgendwie kontaminierte Atmosphäre verbreitet, sich dabei aber verschiedener Tempi & Temperamente bedient. Da wird’s dann gelegentlich heißblütig und erstaunlich ruppig… "Eleven Eyes to Shade" is nicht nur Shoegazing-Fans zu empfehlen, die es tough mögen, sondern könnte auch Stoner-Fans, Punks und alternativ angehauchten Metallern gefallen, die es auch mal etwas besinnlicher vertragen.