Finn. - The Best Low-Priced Heartbreakers You Can Own



Stil (Spielzeit): Singer-Songwriter/Indie-Orchester/Pop (50:02)
Label/Vertrieb (VÖ): Pias/Rough Trade (05.09.08)
Bewertung: 7,5/10
Link: http://www.finnmusic.com
http://www.myspace.com/finndot

FINN ist nicht nur das etwas betrübt dreinschauende, gezeichnete Männeken auf dem Cover der vorliegenden Platte, sondern auch das Synonym für einen gewissen Herrn Patrick Zimmer, Anfang dreißig und seines Zeichens Konzeptionist, Designer, Songwriter, Musiker, Intellektueller und philosophisch-melancholisch angehauchter Barde. Ansässig in Hamburg und zeitweise auch in London, veröffentlicht der gute Mann nun seine dritte LP mit dem ausgefallenen Titel „The Best Low-Priced Heartbreakers You Can Own“ - na wenn das mal keinen gesellschaftskritischen Beigeschmack hat... 
Hauptelement der finnschen Kreation ist vorwiegend Zimmer's sehr zerbrechlich und anmutiger Gesang, sowie melancholische Gitarrenklänge, welche bislang wie z.B. auf dem Vorgängeralbum „The Ayes Will Have It!“ noch mit diversen elektronischen Klangflächen versehen wurden, um somit den ohnehin schon sehr pathetischen Songs eine noch tiefgründigere und sehr verträumte Note zu geben. 

Neu an der nun gefertigten Scheibe ist unter anderem, dass sich entschlossen wurde, auf jegliche Computerunterstützung zu verzichten und ein Konzeptalbum in Form eines klassischen Dramas zu kreieren. 
Somit findet man die 16 Songs unterteilt in fünf Akte. Auch entschloss sich FINN, das Album in einem Kellergewölbe aus dem 14. Jahrhundert unter den Straßen von St. Pauli aufzunehmen. Nun aber war dem noch nicht genug, da ja die elektronischen Klangflächen schwinden sollten, wurde sich prompt Unterstützung durch beinah kryptische Orchesterinstrumentierung geholt (unter anderem Ruth May und Rainer Sell). Somit umflattern hier mal mehr und mal weniger Pauken, Bläser und Streicher die zerbrechlichen Balladen. Zu erwähnen ist, dass sich dabei wirklich an die dramaturgischen Rahmenbedingungen gehalten wurde, auch wenn einem dies erst auffällt, wenn man genauer den Intensitätsverlauf der Orchesterklänge nachvollzieht. 
Will heißen: Grundgerüst der Stücke bilden nach wie vor zwar der hohe Gesang Zimmer's, als auch seine durchgehend gezupfte Gitarre. Allerdings nimmt die orchestrale Untermalung immer weiter bis zum Höhepunkt, dem dritten Akt, zu. Somit findet sich mit dem als „Julius Caesar“ betitelten Kernstück der Platte ein kleines musikalisches Gewitter wieder, wohingegen die ersten zwei Songs – das wunderschöne „Half-Moon Stunned“ und das bereits durch Streicher begleitete „Truncheon Sound“ - ,die den ersten Akt bilden, lediglich sehr ruhige und tieftraurige Balladen sind. 
Um Missverständnisse auszuschließen: Zwar finden sich mit dem erwähnten „Julius Caesar“ und dem großartigen „In The Wake Of...“ sehr vielschichtige Stücke. Jedoch ist und bleibt diese Platte eine der soften, der leisen Töne, ein tolles Singer-/Songwriter-Album zwar, aber auch definitiv kein brachiales oder gar auffallendes. Doch dafür sollen die Klangwelten ja wahrscheinlich auch nicht stehen, die hier entworfen werden. 
Vielmehr ist man auf „The Best Low-Priced Heartbreakers You Can Own“ mehr denn je dran an den nachdenklichen Momenten, der unbestrittenen Wichtigkeit auf den ersten Blick gering erscheinender Ereignisse. Zeitweise erinnert die Musik an RADIOHEAD („The Truth Is A Lie“). Jedoch bleibt der Großteil dennoch in einer verharrenden Momentaufnahme genauso wunderschön und nachdenklich wie weniger opulent geratene Stücke der Isländer von SIGUR RÓS. 

Allerdings bleibt bei all dem ein gewisser nicht-gewollter Nachgeschmack; und zwar der, das FINN mit diesem Album vielleicht sogar noch mehr sagen wollte, als im Endeffekt beim Hören ankommt. Denn Tatsache ist, man würde dem Album den dramaturgischen Aufbau nicht sofort anmerken, wäre er nicht offensichtlich bereits vorgegeben. 
Man kann zwar von einer schlichten, dennoch aber sehr gelungenen Scheibe sprechen. Das Konzept ist zwar ehrwürdig, nicht aber wirklich ansprechend oder konsequent genug; dafür die einzelnen Stücke für sich genommen umso schöner, da jedes für sich ganz verschiedene Momente festhält – in einer tollen Zeitlupenästhetik („Dew“), wie es nur wenige Künstler vermögen. Konzept hin oder her. Das hier ist einfach schöne Musik.

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