Stil (Spielzeit): Alternative/Indie/Pop (48:16)
Label/Vertrieb (VÖ): Arts & Crafts/Alive (14.11.08)
Bewertung: 7/10
Link: http://www.myspace.com/thestills
http://www.thestills.net
THE STILLS kommen entgegengesetzt aller Erwartungen aus Montreal, Kanada. Bei ihrem „britischen Sound“ hätte man sie allerdings glatt in Manchester oder sonst wo verorten können. Mit „Oceans Will Rise“ haben sie nun schon ihr drittes Album am Start – und dies ist zum Glück wieder besser als der Vorgänger vor zwei Jahren. Das Debüt „Logic Will Break Your Heart“ aus dem Jahre 2003 schlug ein wie eine Bombe und verschaffte den Kanadiern unter anderem eine Tour mit THE SHINS und darüber hinaus beachtliche Verkaufszahlen. Was jedoch drei Jahre später mit „Without Feathers“ folgte, kann zu Recht als missraten bezeichnet werden, konnte doch kein einziger der Songs auch nur ansatzweise begeistern wie die der Vorgänger und glänzte eher durch Kreaitivarmut.
2008 kann jedoch eine andere Einschätzung vorgenommen werden, denn THE STILLS klingen wieder richtig gut! Allerdings auch hier nicht ganz schwächefrei, dafür aber wieder qualitativ und glaubwürdig.
Die Tendenz, poppige Rocksongs mit schwermütigem und eingängigem Charakter zu schreiben, hält auch auf „Oceans Will Rise“ wieder Einzug: Bereits der Opener „Don't Talk Down“ kommt geradezu schwerfällig, treibend und relativ unspektakulär daher, und macht es dem Hörer erstmal nicht leicht. Lange wird der Gesang gedehnt, instrumental wird man noch nicht sofort bei den Schultern gepackt. Was die STILLS allerdings dieses Mal besser beherrschen, als beim dem vorangegangenen „Without Feathers“, ist die Wandlungsfähigkeit innerhalb des Silberlings und ganz maßgeblich die Steigerung in der Klasse der Songs. Bereits das folgende „Snow in California“ knüpft problemlos an die Qualität von „Logic Will Break Your Heart“ an und bietet düsteren, vielschichtigen Indierock. Mit „Snakecharming The Masses“ wird die psychedelische Ader bedient: Tribal-Trommeln, hypnotische Bass- und Gitarrenläufe und eine sehr langgezogene, hallende Gesangsstimme von Sänger und Gitarrist Tim Fletcher gehen knapp viereinhalb Minuten Hand in Hand miteinander, um dann völlig im Chaos aufzugehen und alles andere als radiotauglich zu sein. Doch mit der folgenden Single „Being Here“ wird sofort wieder der chartkompatible Charakter bewiesen, der nämlich doch überwiegend auf „Oceans Will Rise“ vorherrscht und sich auch wiederholt zeigt, unter anderem in dem sehr melodischen „I'm With You“, was jedoch noch ein wenig hätte ausgebaut werden können. Und doch sind fast alle der zwölf Songs das, was man gerne auch als „catchy“ bezeichnen würde. Gerade diese Eigenschaft der Kompositionen – dieser melodische gelungene Song, der doch irgendwie sehr eingängig klingt und relativ experimentfrei ist, bis auf ein, zwei Ausnahmen – rückt für mich THE STILLS immer wieder in die Nähe von Bands wie SNOW PATROL.
Was jedoch auf jeden Fall zu Gute gehalten werden kann, ist, dass „Oceans Will Rise“ wieder ein abwechslungsreiches und melodisch ausgefeiltes Indierockalbum mit leicht düsterem Touch geworden ist. Und doch werden auch so Nummern wie das locker-rockige „Rooibos/Palm Wine Drinkard“ - welches sehr stark an momentan typische Brit-Bands wie THE KOOKS und KAISER CHIEFS erinnert – dafür sorgen, dass „Oceans Will Rise“ auch in Europa wieder vermehrte Erfolge einfahren wird – und dies auch durchaus darf.