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Die Coolness, die Indie-Papst und Tomte-Chef Thees Uhlmann dereinst dem Debut-Album der Band um Sebastian Madsen und seinen beiden Brüdern attestierte, scheint verflogen. Madsen haben sich wohl, vor allem durch den Charterfolg ihres letzten Albums „Frieden im Krieg“ im Popgefüge etabliert, ihren Rang neben deutschen Indie-Größen wie TOMTE, TOCOTRONIC und KETTCAR aber leider verloren. Zu pathetisch und zugleich inhaltsleer sind die Texte geworden, zu bieder die Instrumentierung und zu massentauglich die Produktion.
Es fiel immer schon schwer, Madsen, die schon zu Beginn ihrer Karriere bei Universal unter Vertrag standen, eine rohe, dem Punk verwandte Energie zuzugestehen, die sie selbst in sich sehen wollten und die wir heute vielleicht nur noch einer Band wie TURBOSTAAT zugestehen würden. Immer an der Grenze der pathetischen Unglaubwürdigkeit, arbeiteten sie kontinuierlich an der eigenen Demontage ihres Indie-Status, und doch, man muss es zugeben, entstanden unter der Feder von Sebastian Madsen zeitlose und großartige Songs wie „Die Perfektion“, „Panik“, „Goodbye, Logik“ und „Nitro“, das mit seiner dunklen und leicht surrealen Metaphorik in den Lyrics sowie dem agressiven Riffing wohl den Höhepunkt des letzten Albums darstellt.
Doch die Zeit der rohen Indie-Hymnen scheint für Madsen vorbei zu sein, das neue Album mit dem enigmatisch-mythologischen Titel „Labyrinth“ läutet eine neue Ära ein: nachdem die Hürde des dritten Albums überstanden ist und man dem Sound von Madsen ein unverwechselbares Gesicht gab, wird hier ein gigantischer Rückschritt zelebriert. Hier hört man nicht mehr den genuinen Madsen-Sound, sondern Lyrics, die ein wenig zu stark an die TOTEN HOSEN oder, wenn man denn will, gar an FLORIAN SILBEREISEN und Konsorten erinnern. Besonders der Song „Lass die Liebe regieren“, die erste Singleauskopplung, gibt sich da ganz drastisch mit Textzeilen wie „weil du liebst, weil du lebst/ weil du glühst und vergisst/ wirst du geliebt, lass es passieren/ lass die Liebe regieren“. Als wäre das nicht genug, verbaut man im Titelstück besonders dreist den QUEEN-Klassiker „Bohemian Rhapsody“ auf eine nicht sehr charmante Art und Weise. Mit ein wenig mehr Selbstironie, wie sie zum Beispiel die BEATSTEAKS an den Tag legen, würde man Madsen so etwas ja auch nicht krumm nehmen. Aber mit vor Schwermut triefenden Texten, die erneut die „Teenage Angst“ thematisieren und einen Hang zum pathetischen, dem Schlager verwandten Überschwang haben, wird man das Gefühl nicht los, dass sie es verdammt ernst meinen.
Nichtsdestotrotz ist „Labyrinth“ kein schlechtes Album geworden - es ist einfach eine herbe Enttäuschung zu den vorangegangenen. Schafft man es irgendwie, die dreisten Querverweise zu anderen Bands zu ignorieren und vergisst man für einen Augenblick die Diskographie der Band, kann man sich sogar ein wenig erfreuen an Songs wie „Berlin, was willst du von mir“, der aus musikalischer Sicht wohl am interessantesten ist, oder an dem wunderschönen, im Duett mit Lisa „Lisa Who“ Nicklisch eingesungenem „Obenunten“, der, auch wenn er wieder stark an eine andere Band (WIR SIND HELDEN) erinnert, eine wohlige Melancholie verströmt und nicht zuletzt dank der zwischen Naivität und Poesie mäandernden Lyrics an das erinnert, für das Madsen ehedem einstanden: keinen verkopften, sondern cleveren und vor allem unverkennbaren Indie.
Stil (Spielzeit): Indie / Alternative (52:00)
Label/Vertrieb (VÖ): Universal / Vertigo (23.04.10)
Bewertung: 6/10