Stil (Spielzeit): Düstere Melancholie zwischen Alternative und Pop (44:58)
Label/Vertrieb (VÖ): Beggars Banquet / Indigo (22.09.06)
Bewertung: 8/10
Link: www.devastations.net
www.myspace.com/devastations
Ich mach's mir mal einfach: wer NICK CAVE & THE BAD SEEDS oder LEONARD COHEN oder das neueste CALEXICO-Album oder die TINDERSTICKS oder auch MADRUGADA mag, sollte mal ein Ohr riskieren. Wer sogar alle mag, kann fast blind zugreifen, denn was die DEVASTATIONS mit ihrem zweiten, "Coal" betitelten, Album vorweisen können, ist ein Werk tief bewegender aber gleichzeitig ohne Umschweife ins Ohr gehender Melancholie.
Geschaffen, um sich verträumt jenseits des Immer-Gut-Drauf-Zwangs treiben zu lassen, wärmt jedes einzelne Lied vom Herbst erkaltete Herzen auf. Dabei beherrschen die DEVASTATIONS, die seit einiger Zeit auf das vorangestellte "The" verzichten, vor allem die leisen und minimalistischen Töne, stets geprägt vom tiefen, warmen Gesang Conrad Standishs. Neben den typischen Bandinstrumenten setzen die drei von Melbourne nach Berlin übergesiedelten Musiker (Gesang und Gitarre: Conrad Standish; Gitarre, Keyboard, Gesang: Tom Carlyon; Drums: Hugo Cran) auch Piano, Schifferklavier, Violine und Orgel zum Glück so wohltuend zurückhaltend und akzentuiert ein, dass Herzschmerz-Kitsch eine ferne, aber nicht zu überhörende Ahnung bleibt. Und was das tolle ist: Diese kleine feine Prise Kitsch steht der Band ungewöhnlich gut!
Man kann glauben, eine poppigere Version von NICK CAVE zu hören. Das mag die Band vielleicht nicht gerne hören, aber wenn drei Landsleute von Cave in dessen Wohnort Stücke schreiben, die den seinigen in Stimmung und Stil derart ähneln, müssen sie mit diesem Vergleich leben. Ist ja auch als Kompliment gemeint! "Take You Home" zum Beispiel ist sozusagen die DEVASTATIONS-Entsprechung zum "Mercy Seat" des düsteren Poeten der Hauptstadt und gleichzeitig das einzige laute Stück des Albums. Geile Sache, wie das Schlagzeug nach vorne treibt und die Gitarre dazu kreischt. Nur ein weiteres Mal, am Ende von " Whats A Place Like That Doing In A Girl Like You", wird ähnlich opulent geschrammelt, das war's dann aber auch schon mit dem sympathischen Krach.
Angeblich interpretiert die Band ihre Songs live häufig rockiger, oder wie man früher sagte: "schmissiger". Für das Album hat sie aber offenbar ganz auf Atmosphäre gesetzt und liegt damit genau richtig, denn so können die wunderschönen Melodien in jenem schummrig-warmen Licht funkeln, das am besten zu ihnen passt. Egal ob der recht poppige Opener "Sex & Mayham", das herrliche "The Night I Couldn't Stop Crying" oder das passenderweise auf einem Tango-Rhythmus basierende "Dance With Me" – fast alle diese Stücke über die ewigen Themen Herzschmerz, Selbstzerstörung, Lust und Leid bleiben hängen. "Sadcore" nennt das Label diese Art Musik und liegt damit nicht so ganz falsch.
Ich weiß zwar leider nicht, wie das vorige Album war, aber wie die DEVASTATIONS auf "Coal" haargenau in die Kerbe zwischen düsterer Melancholie und großem Pop schlagen, das hat Stil und Klasse!
Um's nochmal auf den Punkt zu bringen:
1. Reinhören!
2. Dann entweder für Kitsch befinden (schlechte Wahl) oder kaufen und genießen (gute Wahl)!