Under Byen - Samme Stof Som Stof


 



Stil (Spielzeit): unkonventioneller Indie mit Björk-Appeal (53:22)

Label/Vertrieb (VÖ): Pias / Rough Trade (20.10.06)

Bewertung: (8/10)

Link: www.underbyen.dk
www.myspace.com/underbyen

Mein erster Kontakt mit dem dänischen Oktett UNDER BYEN war ein wundervolles, von den Schöpfern des populären "Samarost"-Adventures gestaltetes Video zum 2002 erschienenen Song "Plantage". Sowohl der Gesang als auch die mysteriös-poetische Stimmung des Songs erinnerten mich damals frappierend an BJÖRK und hatten doch eine Energie, die in mir die Hoffnung weckte, es nicht nur mit unkreativen Nachahmern zu tun zu haben.

Jedenfalls war meine Neugierde geweckt und ich behielt den Namen, der "unter der Stadt" bedeutet, im Hinterkopf: Und nun ist endlich das neue Album "Samme Stof Som Stof" erschienen. Klar, dass ich da sofort reinhören musste. Und ich habe es überhaupt nicht bereut. Ja, meine Erwartungen wurden sogar deutlich übertroffen.
Lässt einen der Albumtitel (in etwa :"Derselbe Stoff wie Stoff") noch etwas ratlos dastehen, so machte bereits der erste, obwohl noch recht verhaltene Song klar, dass man künstlerisch anspruchsvolle und eigenwillige Musik erwarten darf, wie es auch die Bandbreite der Kollaborationen mit Howe Gelb von GIANT SANDS und LEONARD COHEN oder auch der diversen Remixe (u.a. für RAMMSTEIN) und Soundtracks (u.a. ein Song für "Der Totmacher") vermuten lässt. Klar, der stets in dänischer Sprache gehaltene Gesang von Henriette Sennenvaldt klingt nach einem kleinen Mädchen, das unheimlich ernste Sachen zu erzählen hat und ruft einem zunächst überlebensgroß den Namen BJÖRK zu, aber dieses Gefühl lässt schnell nach, haucht und seufzt Svennenvaldt doch eher im Stile einer etwas verwirrten Femme Fatal ins Mikro. Auch wird mit jedem Song trotz klanglicher Ähnlichkeit die kompositorische Eigenständigkeit und Klasse der Band verdeutlicht.
An dieser Stelle sei kurz die bemerkenswerte Bandbesetzung bzw. Instrumentalisierung vorgestellt:

Henriette Sennenvaldt – Gesang, Songtexte
Thorbjørn Krogshede – Hauptkomponist, Klavier, Orgel, Bassklarinette
Nils Gröndahl – Geige (manchmal gezupft), Singende Säge, Hawaii-Gitarre, Gitarren-Effekte
Morten Larsen – Schlagzeug
Sara Saxild – Bass
Stine Sørensen – Percussion, Gesang
Morten Svenstrup – Cello
Anders Stochholm – dies und das

Was stellt man mit so einer Besetzung an? Nun, man experimentiert mit Folk, Jazz, Electronica  und Indie und schreibt dann zum Beispiel eine beeindruckende Single wie "Af Samme Stof Som Stof", eine Steigerung von minimalistischer Kammermusik bis in Symphonische wie beim siebeneinhalbminütigen "Den Her Sang Handler Om At Få Det Bedste Du Af Det" oder man macht auch mal Krach wie bei "Film Og Omvendt", dem mit fast zehn Minuten längsten Stück der Platte, welches minutenlang mit (ansonsten eher seltenen) verzerrten Gitarrensounds ausklingt.
Besonders gelungen sind die Dynamik und Dramatik der ungewöhnlich stark auf Percussion aufbauenden Stücke und das richtige Maß an künstlerischem Anspruch bei gleichzeitigem Gespür für starke Melodien.
Doch nicht nur das. Als clevere Band lockern UNDER BYEN die Gehörgänge des Hörers gekonnt mit kurzen instrumentalen Zwischenstücken auf (wer muss bei "Mere Af Det Samme Og Meget Mere Af Det Hele" nicht an YANN TIERSEN's Klavierstücke denken?), um dann mit düster-schleppenden Stücken noch einmal in die Vollen zu gehen. Als vorletztes Stück noch so einen Hit wie "Palads", welches mit einem fast schon groovenden Beat besticht, vom Stapel zu lassen, ist echt stark.

Fazit: Nicht nur Björk wäre neidisch!

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