Stil (Spielzeit): experimenteller Indie (39:24)
Label/Vertrieb (VÖ): LO Recordings / Alive (19.05.08)
Bewertung: 4 / 10
Link: www.thechap.org
www.myspace.com/thechap
Bevor mir „Mega Breakfast“ ins Haus flatterte, kannte ich von THE CHAP nur das Video zum bereits älteren Song „Auto Where To“, das trotz einer gewissen Eingängigkeit sehr britischen und somit exzentrischen Indie erwarten ließ.
Gleich zu Beginn dieses dritten Longplayers sehe ich mich bestätigt, mit diesem Vorurteil denn auch zumindest diesmal völlig richtig zu liegen. Ein sehr strikter, durch minimalistische Keyboardklänge ergänzter Elektro-Beat zieht sich durch „They Have A Name“. Dazu vereinzelte schräge Gitarren und ein skurriler Wechselgesang. Sehr strange das Ganze. Der Sinn des absichtlich stumpfsinnigen Songs ergibt sich bei Betrachtung des – ebenfalls nicht aus Unvermögen dumpfen – Textes über bei Frauen gut ankommende Könige der Tanzfläche. Vergleichsweise hymnisch mit (Keyboard-) Bläsern und im Chor gesungenem Refrain kommt „Fun And Interesting“ daher, eine ironische Ode an den (körperlichen) Perfektionskult. Schönes Stück.
An dieser Stelle des Albums könnte man glauben, es mit einem Nebenprojekt von ...AND THEY WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD zu tun zu haben. Trotz einer von mir jetzt einfach mal unterstellten Geistesverwandtschaft funktionieren die Songs aber doch anders. Die einzelnen Instrumente werden weitgehend sparsam eingesetzt. Aus dem zumeist echten und gelegentlich synthetischen Drumming, den eingestreuten Keyboardsounds, programmierten Samples, einzelnen Gitarren- und Basstönen und den von allen Bandmitgliedern hinzugefügten Sprachfetzen ergibt sich ein sehr perkussives Klanggebilde. Wenn man sich mal die Live-Videos von THE CHAP anschaut und auf die unorthodoxe Bedienung der Instrumente achtet, wundert man sich doch schon mächtig, dass am Ende echte Songs zustande kommen. Wer auf schrägen Indie oder vielleicht auch Indietronic steht, kann dazu vielleicht sogar tanzen, zumal immer wieder urplötzlich harmonische, von der Gitarre geprägte Refrains oder Bridges auftauchen.
Die Texte schwanken zwischen Dadaismus und schlagwortartigen freien Assoziationen, kritisieren in "The Health Of Nations" aber auch schon mal in Anspielung auf das Hauptwerk "The Wealth Of Nations" des Begründers der neuzeitlichen Ökonomie, Adam Smith, wirtschaftliche Prioritäten.
Leider sind neben den ansprechenden Stücken auch zahlreiche echte Langweiler zu finden, die in der Mitte und ganz am Ende des Albums arg viel Zeit rauben. Für mich sind THE CHAP somit eine der Bands, denen ich zwar einzelne gute Stücke zutraue, die aber insgesamt in ihrer leicht versnobten Abgefahrenheit gefangen zu sein scheinen.