Stil (Spielzeit): Alternative Rock/Metal (66:34)
Label/Vertrieb (VÖ): Roadrunner (08.10.2010)
Bewertung: 9/10
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Myles Kennedy ist mittlerweile für den Hard Rock- und (modernen) Alternative Metal-Sektor fast das, was Jorn Lande für den Melodic und Power Metal-Bereich darstellt: Ein grandioser Sänger mit fantastischer Stimme und zahlreichen Engagements, der aber Gefahr läuft, sich zu schnell verheizen zu lassen. Ganz so extrem wie bei seinem norwegischen Sangeskollegen ist die Situation bei Kennedy zwar nicht, aber mit SLASH, ALTER BRIDGE und Gastauftritten ist der Amerikaner immer voll ausgebucht. Allerdings: So lange das noch funktioniert und man sich nicht genervt abwendet, wenn unter den Credits "Vocals: Myles Kennedy" steht, sollte man sich glücklich schätzen, ein solches Stimmwunder beim Arbeiten zuhören zu kennen.
Genug des Exkurses über vielbeschäftigte Sänger und zum eigentlichen Thema: ALTER BRIDGE. Ein neues Abum, schlicht "AB III" betitelt. Eine unveränderte Mannschaft, die unter Kapitän Mark Tremonti trotz CREED-Reunion immer noch 100 Prozent gibt und das dritte Meisterwerk in Folge abliefert. Ok, ganz ehrlich: Extrem anders als die Vorgänger "One Day Remains" und "Blackbird" ist "AB III" nicht. Die dritte Scheibe klingt dank des unverwechselbaren Gitarrenspiels von Tremonti und Kennedys Vocals immer nach ALTER BRIDGE. Was sich schon auf dem Vorgänger bemerkbar machte, wird hier fortgeführt: Die Grundtendenz ist metallischer und härter, trotzdem sind die Melodien natürlich vorrangig, und auch (Halb-)Balladen gibt's wieder zu hören. Doch zurück zum Stil, der sich im Wesentlichen nicht groß von den ersten beiden Longplayern unterscheidet, aber doch einige Neuerungen im Detail zu bieten hat. So wird zu Beginn mit "Slip To The Void" sogar gänzlich Unbekanntes geboten: spannungsvolle Gitarren, ein kaum wiederzuerkennender Myles Kennedy, der atmosphärisch und düster ins Album einleitet, und dann die Explosion – das nenne ich mal einen perfekten Opener. Überhaupt wimmelt "AB III" vor scheinbar perfekten Nummern wie "Isolation" (eine unverkennbare ALTER BRIDGE-Single), "All Hope Is Gone" (sehr düster) und "I Know It Hurts", die einhellig neben positiven Powerballaden wie "Breathe Again" und "Wonderful Life" stehen. "Scheinbar perfekt" schreibe ich, weil das nicht bedeuten soll, dass die Songs zu glatt und radiotauglich sind. Natürlich kann man vor allem die ruhigeren Tracks problemlos jederzeit im Rado spielen, selbstverständlich ist die Produktion wuchtig, super ausbalanciert und modern. Aber eben nicht glatt gebügelt, sondern eben mit so vielen Kanten versehen, dass man nicht auf den Gedanken kommen würde, dass ALTER BRIDGE zu 100 Prozent Mainstream-tauglich sind. Das sind vor allem solche Songs wie "Couer d'Alene" trotz ihrer Melodien nämlich nicht. Dafür sind die Riffs und tollen Soli von Tremonti eben doch einen Tick zu sehr Metal.
Man kann es drehen, wie man will: In dieser Verfassung sind ALTER BRIDGE so etwas wie das Nonplusultra des modernen, alternativen Metals, der zugleich süß, dunkel und melodisch ist. Mit Myles Kennedy sind die CREED-Musiker um einiges wichtiger als mit ihrer Hauptband, bei der sich momentan auch nicht wirklich viel tut. "AB III" ist Alternative Metal mit Eiern und mindestens genau so gut wie "Blackbird", wenn auch in einzelnen Momenten nicht ganz so stark wie das herausragende Debüt. Hoffentlch nimmt Kennedy nicht noch mehr Jobs an und konzentriert sich weiterhin primär auf ALTER BRDGE, und hoffentlich merkt auch der Rest der Band, dass CREED nicht mehr die erste Geige spielen.
Chrischi
Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten
Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...