Stil (Spielzeit): Indie / Emo / Pop / Rock (43:05)
Label/Vertrieb (VÖ): Unter Schafen / Alive (20.11.09)
Bewertung: 6,5 / 10
Link: MySpace
Der Bandname wirkt erst mal ziemlich belanglos, und wenn man sich dann das Cover anschaut, wird die Sache auch nicht besser. Vermutlich gäbe es auch diverse Gründe, ANOTHER DAY musikalisch links liegen zu lassen – aber so wirklich wird man ihnen damit nicht gerecht.
Denn obwohl die Band aus Neuwied, Köln und Koblenz oftmals ein wenig zu stark auf die Emo/Pop-Tränendrüse drückt, kreiert sie doch ziemliche Ohrwürmer, die einem so schnell nicht mehr aus dem Kopf kommen – selbst wenn man das möchte. Ihre poppige Seite erinnert mich dann zum Beispiel an eine Mischung aus den WOHLSTANDSKINDERN und JIMMY EAT WORLD – also schon ziemlich zuckrig. Aber sie bewegen sich auch auf dieser Grenze zwischen Emo und Indie, was es manchmal gar nicht so einfach macht, sie genau zu verorten. Und außerdem sind sie teilweise einfach so hymnisch, dass man sich manchen Songs einfach schlecht entziehen kann.
Als Vergleich fallen mir zum Beispiel die KLEINSTADTHELDEN ein, deren aktueller Sound eigentlich ganz gut passen müsste: die Stimme überschlägt ab und zu ein wenig, um ein paar Emo-Klischees zu zitieren, und die Songs sind ein klein wenig auf Tanzbarkeit angelegt. Aber große Trendvorwürfe würde ich ganz vorsichtig formulieren, da ANOTHER DAY auch bereits seit 1999 mit dabei sind! Und zwischendurch überraschen sie in ihren Songs auch mal so richtig. Sei es für kurze Zeit durch unerwartete Härte oder durch einen wirklich guten Songaufbau, der einem zuerst durch leichte Überzuckerung gar nicht auffallen will, sich dann aber fies von hinten anschleicht und sich im Genick festbeißt („Drei Jahre").
Ok, man muss auf jeden Fall etwas mit Emo und Poppunk im Indiekleid anfangen können. Dazu gefällt auch nicht jedem Gesang in Landessprache, aber das machen ANOTHER DAY eigentlich ganz gut (wenn es zwischendurch auch mal kitschig werden darf). Und wenn man über die Schmachtfetzen-Stimme von Sänger Björn hinwegsehen kann, bleibt hier ein Album von fünf Jungs, die ein Rockalbum machen wollen und einfach im Sound durch ihre Zeit geprägt wurden. Teilweise muss man wirklich bei manchen Songs mit der Zunge schnalzen. Wenn der Pop-Faktor demnächst etwas weniger aufdringlich wird, sollte man diese Band durchaus mal im Auge behalten – wenn man nicht nur nach Bands sucht, die so Hardcore sind, dass sie außer dir sonst keiner kennt...