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Die TRAKTORen aus Schweden waren mir eigentlich eher als JR EWINGsche Posthardcore-Krachmacher in Erinnerung. Mit „Early Adopter" bewegen sie sich jetzt mit Siebenmeilenstiefeln in Richtung Indie – ohne jedoch ihre Wurzeln zu vergessen.
Aber was dabei rauskommt, klingt dann doch etwas anders. Sie sind etwas ruhiger, wenn auch nicht weniger aggressiv geworden. Und naja, sie sind auf jeden Fall eines: tanzbarer! Damit meine ich jetzt nicht tanzbar wie z.B. BLOCKPARTY, aber so ein ganz klein wenig kann man an diesem Vergleich doch etwas bemerken: fiel mir früher vor allem JR EWING ein, sind es jetzt eher britische Indiebands, mit denen ich sie vergleichen möchte. Naja ok, das wäre auch falsch, denn sie sind nach wie vor aufgekratzt und leicht verstörend und lassen sich eben nicht so leicht kategorisieren oder erschließen – dafür muss man schon ein wenig Zeit mitbringen.
Und die lohnt sich dann bis zu einem gewissen Punkt auch ziemlich. Einzig der Gesang hält die Band in meinen Augen noch zurück. Da die Songs teilweise recht lang erscheinen, wären Hooks oder zumindest feststeckende Vocals ziemlich gut gekommen, aber da werde ich leider ein wenig von den Skandinaviern enttäuscht. Sänger David bewegt sich über die gesamte Platte eigentlich nur auf ein paar Tönen und bellt sie dem Hörer mit dem netten schwedischen Akzent in englischer Sprache entgegen. Zwar kann man die Band an diesem Stilmittel erkennen, aber durch die Eintönigkeit nehmen sie den Songs eine mögliche zusätzliche Ebene.
Ich habe lange mit mir gerungen, wie viele Punkte ich ihnen für den doch eher langweiligen Gesang abziehen kann und bin der Meinung, dass ich ihnen doch die sieben Punkte nicht verwehren kann. Dafür ist das Album einfach zu mutig. Der von ihnen gemachte Schritt ist groß und die Arrangement der Songs sind so genau ausgelotet und sie versuchen wirklich, ihre Kraft zu bündeln – indem sie genau darauf achten, wer wann spielt, damit nicht alles überladen und zu voll wirkt. Und „Zurückhaltung" ist in den meisten Fällen nicht grade die Tugend der meisten Musiker. Und wenn man dann bedenkt, wie TRAKTOR ohne Netz und doppelten Boden hier so eine spröde und aggressive, aber dennoch tanzbare Atmosphäre erschaffen, dann muss man das schon anerkennen. Gegen den Trend, kein Schulterklopfen!