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Ich mag diese Promotionsbriefe für Indie-Bands. Danach ist man als Leser so schlau wie vorher. Denn individuell und frisch sollen ja alle klingen, nicht wahr? OEL ist eine deutsche Band, die diesen Wert für sich beanspruchen. Gleich vorweg: es ist mehr Pop als Rock. Das tut der Musik der fünf Jungs aber nicht weh.
Während "Faith" als Opener entspannt mittelmäßig durch meine Ohren plätschert, ziehen "Fine" und "Radio" als nachfolgende Nummern das Niveau ordentlich an. Beide Songs glänzen mit echt tollen Melodien, außerordentlich hackenlastig ist der Refrain von "Radio", welcher in der Form glatt im Mainstream"radio" (die Formulierung habt ihr doch provoziert) gespielt werden kann. Außerdem beweisen OEL mit ihren Arrangements, dass weniger bekanntlich oft mehr ist.
Ich bin geneigt, R.E.M. als gefühlte Paten anzugeben. Klar definiert sich der Hang zu guten Popsongs auf der Platte. "Just One Day", "Don't Ask Why" mit seinem Country-Flare, der Swing in "Falling Angels", oder der Titelsong "The Merging" mit seinem wirklich schönen Refrain sind die besten Ingredienzen dafür. Demgegenüber stehen Nummern, die Rocksongs sein wollen, denen jedoch die Kraft dazu fehlt. "Here We Go Again", "My Innocence" und "Goodbye" röckeln dezent los, bevor es gewohnt auffasert. Die Melodien und Gesangslinien funktionieren jedoch so gut, dass man OEL nicht böse ist. "Can't Stand" hat noch eine Bläserbegleitung im Gepäck, die Halbballade "Living For" vermischt Klavirklänge mit "verzerrten" Gitarren und unterstützt die Frage der Fragen "What I'm living for?" von Sänger Sebastian im Chorus. Schick schick. Die restlichen nicht genannten Songs reihen sich gekonnt in das beschriebene Spektrum ein: Strophen okay, Refrains radiotauglich, fertig.
"Let Yourself Go" sei als tolle Akkustikballade hervorgehoben. Hierbei ziehen OEL nochmal alle Register ihrer Stärken inklusive eines Gewitteroutros plus verstecktem Bonus und überzeugen mich. Als Freund alternativer Popmusik à la KT TUNSTALL, COLDPLAY und JACK JOHNSON haben sich OEL bei mir einen Platz erspielt. Wer mehr Rock'n'Roll will, sucht bitte weiter.
Stil (Spielzeit): Alternative/ Pop (66:00)
Label/Vertrieb (VÖ): Art Development Prod./ Kontor New Media (29.11.2010)
Bewertung: 7/10