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Mir entzieht sich schon seit so einigen Jahren, warum es Festlandeuropäer gefühlt so viel schwerer haben, sich musikalisch auf internationaler Ebene Gehör zu verschaffen. In einem kürzlich mit der holländischen Band DESTINE geführten Interview erhielt ich eine mögliche Antwort auf diese Frage. Doch neben genügend Wettbewerb untereinander, fehlt jungen Bands in deutschen Landen vor allem auch etwas anderes: die breite Akzeptanz der Musiklandschaft, zumindest im Sektor des Radioairplays und den großen Fernsehfestivals. Klingt kommerziell? Sicherlich. Na und? Meine Meinung dazu, und diese kann ich argumentativ untermauern.
NOT CALLED JINX sind mit ihrem Debüt "Phoenix Arising" so ein Beispiel. Die jungen Männer zappeln seit Mitte 2005 brav über die nationalen Bühnen Deutschlands, von ganz klein bis schon recht groß, wie sie auf dem "Schlossgrabenfest" oder dem "Open Flair" bewiesen haben. Im April dieses Jahres erschien die erste Langrille nach einer Hand voll EPs. Sie beinhaltet zehn Alternative-Songs erster Güte. Das Urteil erklingt verdient wie einfach.
Zu bieten hat der aufsteigende Feuervogel knackige Rocknummern wie "New Beginnigs", "I Believe" und "Gravity", die allesamt durch ausgearbeitete Gitarrenlicks von Thomas Kosslick und Adrian Tschoepke ordentlich aus den Boxen in das Zwerchfell ballern und die durchweg großen Bögen von Sänger Kilian Peters tragen. Meine persönlichen Hörtipps der Schepperstücke sind "The Deal" (feat. Christian Dumhard / 5BUGS) und "Aim & Fire" dank ihrer wirklich herzallerliebsten Hooklines, die nach einmaligem Hören sofort mitsingbar sind. Als (ungewollte?) Paten sind hier FALLOUT BOY stark zu vernehmen.
Die nächste Sektion sind die Songs "Dance With Me" und "Mayday": In den letzten Jahren sind starke Einflüsse des Diskosounds von einigen Teilen der unüberschaubar weitgefächerten Rockgemeinde unterschiedlich aufgenommen worden. Wer mit elektronischen Beats und Loops sowie Lady Gaga Vocal-Codern nichts anfangen kann, umgeht diese Nummern. Ich persönlich finde sie fett arrangiert und tanzbar genug, um Parties wie die "Rock AG" im Berliner Lido Club jeden Freitag auf's neue zum Kochen zu bringen.
Die beiden balladesken Tracks "Don't Say A Word" und "Phoenix Arising" stehen vom Rest etwas abseits. Der Titeltrack gehört für mich zu den Favoriten. Die Hookline reißt die Ohren im Refrain dank Halftime Drums buchstäblich davon und gibt ihnen im Mittelteil Zeit, sich bei wunderschönen Melodieläufen zu erholen. Das ist Mut zur breiten Wand. Mehr davon bitte! "Don't Say A Word" verbleibt als verspielte wenn auch etwas kitschige Akkustikballade. Das zweite Feature wird hier von Jennifer Schmidt zum Besten gegeben. Die Stimmen der beiden harmonieren auf sehr angenehme Weise miteinander.
Der Gesamtmix wurde im Hause "Daily Hero Recordings" unter der magischen Hand von Florian Nowak zusammengeschraubt, und kann sich sehr amtlich hören lassen. Einen ähnlich zeitgemäßen Alternative/Rock Klang kenne ich ansonsten nur von amerikanischen Kollegen wie James Paul Wisner. Dafür gibt es einen Daumen hoch. Somit bleibt nichts auszusetzen: Auch wenn die JINX das Rad nicht neu erfinden, sie wissen, wie sie es zu drehen haben.
Stil (Spielzeit): Alternative/Rock/Pop (33:30)
Label/Vertrieb (VÖ): Monster Artists (29.04.11)
Bewertung: 9 / 10