Pitpony - Greetings, Changeling

Pitpony Greetings Changeling lr

Stil (Spielzeit): Post Rock / Indie (48:39)
Label/Vertrieb (VÖ): Finestnoise (19.10.11)
Bewertung: knappe 7 /10

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PITPONY, bestehend aus den Brüdern Stefan und Florian Karg sowie dem Basser Markus Kirrstetter, veröffentlicht mit „Greetings, Changeling" bereits ihr zweites Album. Wenn eine Band aus drei Leuten besteht ist das meistens ein gutes Zeichen. Entweder ganz viele Mitglieder, die eine Art Gang bilden, oder „nur" drei, die im besten Fall so genial sind, dass es für schon für eine Band reicht. Im Vorfeld meiner Review habe ich schon einiges über diese Band gelesen. Wild sollen sie sein, ungezügelt, etwas schwer zugänglich und vor allem live eine Wucht.
Gut, live kann ich sie jetzt nicht testen, aber ich bin entsprechend gespannt auf das Zweitwerk des Berliner Undergroundtipps PITPONY.

Kaum hat man die Scheibe angeworfen, da geht er auch schon los, der wilde Ritt. Ein punkiges Riff mit einem donnernden Bass und lässigem Synthiesound fällt regelrecht über mich her. PITPONY gehen von null auf hundert in weniger als 20 Sekunden. Der Titelsong „Greetings, Changeling" gefällt mir schon mal richtig gut, kommt sofort zum Punkt und die Mischung aus Punk und so einer Art von Dark Wave überzeugt mich sofort und erinnert mich an HUMANZI, bei PITPONY wird der Synthiewahnsinn aber leider nur „angerissen".

Auch der nächste Song „A Thought For Sore Minds" startet schon fast THE CURE mäßig, zu der Zeit, als diese noch wild waren - ja, THE CURE waren mal wild! Das liegt wahrscheinlich an dem prägnanten Bass, dessen Rumms auf der Scheibe sehr gut eingefangen wurde und dem vor allem richtig viel Raum eingeräumt wurde. Des Sängers Stimme hat eine angenehme Schärfe und fängt mich umgehend ein.
PITPONY ist sehr experimentierfreudig und überrascht mit netten Kleinigkeiten (und NEIN, mit nett ist nicht der Bruder vom bösen Wort gemeint!), sie erfinden nicht das Rad neu aber klingen doch erfrischend anders als das übliche 08/15 Muster und setzen den Spannungsbogen komplett entgegengesetzt. Bei PITPONY wird nicht zwingend langsam aufgebaut, sondern gerne mal das Feld von hinten aufgerollt. Song zwei endet mit einem nervösen Getrommel und hört sich an wie mit Röhrchen, Bleistiften und ähnlichem wild aber mit System auf Pappbechern rumgekloppt.

Bei „Hit And Run" setzen PITPONY den markanten Punkt auf dem Refrain und schütten eine Mischung auf Garage Rock, Stone Rock und Dark Rock über uns aus. Gefällt sehr gut und kommt vor allem, wie alle Songs auf dem Album, einfach zackig und schnell auf den Punkt. So sehr mir das auch gefällt, das muss ich leider als Nachteil der Scheibe werten. Gerade wenn man sich zum Ausrasten bereit machen will, ist der Song auch schon vorbei. Damit raubt PITPONY dem Song die Möglichkeit, sich ausreichend festzusetzen.

Mit „Hollow Days, Precious Nights" überrascht die Band dann richtig, denn hier handelt es sich um ein progressives Stück, für das sich PITPONY dann aber mal richtig Zeit lassen und dem Stück weit über fünf Minuten gönnen. Das tut dem Song und vor allem dem Sänger gut, der kann hier richtig zeigen, dass er auch geflüstert bzw. schon fast gesprochen super rüberkommt.

"Average" ist alles andere als Durchschnitt, denn hierbei handelt es sich um den fettesten Song vom Album mit den heftigsten Stoner Rock Anleihen, einem perfekten Songaufbau, hohem Wiedererkennungswert und einem packenden Riff. Bester Song der Platte!

Mal laut, mal leise, mal atemlos, mal fordernd musizieren sich PITPONY auf hohem Niveau durch die fast 50 Minuten.
Die Mischung aus Post Rock, Stoner Rock und Punk macht richtig Spaß! Mir könnte das Ganze manchmal eine Spur schneller und wahnsinniger daher kommen.
Nach wenigen Durchläufen freut man sich schon auf die ein oder andere Stelle und erkennt vieles wieder. Belanglos ist „Greetings, Changeling" auf keinen Fall. Eigentlich ist es nicht schwer, sich mit der Platte anzufreunden, nur reichen die Songlängen manchmal nicht aus, um die entsprechenden Stimmungen nicht nur anzudeuten sondern zu zelebrieren.

So wild wie beschrieben sind sie jetzt auch wieder nicht, aber auf jeden Fall einfalls- und ideenreich und mit einem fetten Sound ausgestattet. Irgendwie fehlt aber trotzdem der gewisse Pfiff, damit die Scheibe mich fesseln kann. Aber PITPONY kriegen einen Platz auf meiner „Unbedingt weiterhin beobachten-Liste".

Pitpony 2011 qf c thorsten eichhorst

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